Fünfter Artikel. Schlaf und Baden mildern den Schmerz.
a) Dies scheint nicht der Fall zu sein. Denn: I. Die Trauer ist in der Seele. Schlaf und Baden gehen aber allein den Körper an. II. Schlaf und Baden sind entgegen der Betrachtung der Wahrheit. Diese aber mildert den Schmerz. Also thut dies nicht ihr Gegenteil. III. Insoweit Schmerz und Trauer zum Körper gehören, bestehen sie in einer gewissen Veränderung des Herzens. Dergleichen Heilmittel aber wie Baden wenden sich nur an die äußeren Glieder und nicht an die innere Verfassung des Herzens. Also mildern sie nicht. Auf der anderen Seite sagt Augustin (9 Conf. 12.): „Ich hatte gehört, der Name (balnea) des Bades käme daher, weil es die Angst aus der Seele treibt“ (pellat); und weiter unten: „Ich habe geschlafen und bin aufgewacht; und nicht wenig fand ich meinen Schmerz gemildert.“ Er führt dabei an die Stelle aus dem Hymnus des Ambrosius: „Quies artus solutos Reddit laboris usui Mentesque fessas allevat. Luctusque solvit anxios“
b) Ich antworte; wie oben gesagt, widerstrebt die Trauer direkt der Lebensbewegung des Körpers. Und daher tragen jene Dinge, welche die körperliche Natur in die gebührende Verfassung ihrer Lebensbewegung setzen, dazu bei, die Trauer zu mildern; denn dieselbe ist diesen Dingen entgegen. Zudem wird durch solche Heilmittel, welche die Natur in ihre richtige Verfassung bringen, auch Ergötzen bereitet; und so mildern sie auch, wie jedes Ergötzen, den Schmerz.
c) I. Die gebührende Verfassung des Körpers selber verbreitet, insoweit sie empfunden wird, Befriedigung und mildert also den Schmerz. II. Die eine Ergötzlichkeit hindert wohl die andere; jedoch jegliches Ergötzen mildert die Trauer. Und so kann von zwei Ursachen aus, die gegenseitig sich hindern, die Trauer gemildert werden. III. Jede gute gebührende Körperverfassung verbreitet sich gewissermaßen bis zum Herzen, als dem Princip und dem Zwecke aller körperlichen Bewegungen, wie Aristoteles sagt. (de causa motus anim.)
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