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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 15

Zweiter Artikel. Die Stumpfheit des Sinnes ist verschieden von der Verblendung des Geistes.

a) Das Gegenteil scheint wahr. Denn: I. Der gleichen Gabe des Verständnisses steht entgegen die Stumpfheit (Gregor. 2. moral. 26.) und die Verblendung des Geistes. Also ist Beides dasselbe; denn Einem steht nur Eines gegenüber. II. Gregor (31. moral. 31.) nennt „Stumpfheit des Sinnes eine solche, die auf geistig erkennbare Dinge sich richtet.“ Das ist aber nichts Anderes als der geistigen Kenntnis ermangeln, d. h. als Verblendung des Geistes. III. Man kann sagen, die Verblendung des Geistes sei freiwillig, die Stumpfheit des Sinnes dagegen ein Mangel in der Natur. Dann ist aber letztere keine Sünde, was gegen Gregor (l. c.) ist. Auf der anderen Seite sagt Gregor (l. c.), die Stumpfheit des Sinnes komme von der Gaumenlust, die Verblendung des Geistes von der Unzucht. Wo zwei verschiedene Ursachen aber sind, da bestehen auch zwei verschiedene Wirkungen.

b) Ich antworte, „stumpf“ werde dem „scharf“ entgegengesetzt. „Scharf“ aber ist etwas, was durchdringt. Stumpf also ist etwas, was nicht durchdringt. Der körperliche Sinn nun durchdringt das Dazwischenliegende, insofern er von einer gewissen Entfernung aus seinen Gegenstand wahrnimmt oder soweit er auch das Kleinste oder Innerlichste in einer Sache erfaßt. Stumpf also ist im Bereiche des Körperlichen ein Sinn, der nur was nahe vorliegt oder das Gröbste nur sieht, hört, riecht. Danach nun wird ein Verständnis scharf genannt, welches dis zum Äußersten vordringt; nicht freilich soweit es auf örtliche Entfernung ankommt, sondern soweit alsbald aus den äußeren Eigenschaften das innerste Wesen, aus den Ursachen die entferntere Wirkung wahrgenommen wird. Stumpf aber ist ein Verständnis, welches nicht sogleich bis zur inneren Natur des Dinges oder bis zu den geringsten Wesensunterschieden durchdringt, sondern erst nachdem Vieles auseinandergesetzt worden ist; und welches selbst dann noch nicht vollkommen selbständig die Natur des Dinges betrachtet und Alles was dazu gehört. So will also figürlich Stumpfheit des Sinnes besagen eine gewisse Schwäche des Geistes in der Betrachtung der geistigen Güter; die Verblendung aber schließt gänzlichen Mangel dieser Kenntnis ein. Und Beides steht entgegen dem Guten oder dem Vorzuge der Vernunft, wodurch der Mensch kraft der Gabe des geistigen Verständnisses die geistigen Güter auffassend erkennt und deren Innerstes scharf durchdringt. Solche Stumpfheit aber hat den Wesenscharakter der Sünde im selben Maße wie die Blindheit, insoweit sie nämlich freiwillig ist; wie z. B. jener, der zu Fleischlichem hinneigt, es ekelhaft findet oder es vernachlässigt, geistige Güter zu betrachten.

c) Damit beantwortet.

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