Dritter Artikel. Hoffnung ist in keiner Weise vorhanden in den Verdammten.
a) Dagegen spricht: I. Der Teufel ist verdammt; und er ist der Fürst der Verdammten, nach Matth. 25.: „Gehet, ihr Verfluchten, in das ewige Feuer, das bereitet ist dem Teufel und seinen Engeln.“ Der Teufel aber hat Hoffnung. Denn Job 40. heißt es: „Siehe; seine Hoffnung wird ihn täuschen.“ Also haben die Verdammten Hoffnung. II. Wie es einen in der Liebe geformten Glauben giebt und einen ungeformten, so ähnlich verhält es sich mit der Hoffnung. Der ungeformte Glaube kann aber in den Teufeln sein, nach Jakob. 2.: „Die Teufel glauben und zittern.“ Also ist dies auch mit der Hoffnung der Fall. III. Für keinen unter den Menschen wächst oder nimmt ab nach dem Tode das Verdienst oder das Mitßverdienst, soweit er solches in diesem Leben nicht gehabt hat, nach Ekkle. 11.: „Wenn der Baum nach Süden fällt oder nach Norden; wo er auch immer hinfällt, da bleibt er liegen.“ Viele aber, welche verdammt werden, hatten in diesem Leben Hoffnung; denn sie haben nie verzweifelt. Also fahren sie im künftigen Leben damit fort. Auf der anderen Seite verursacht die Hoffnung Freude, nach Röm. 12.: „Kraft der Hoffnung sich freuend.“ Die Verdammten aber haben keine Freude, nach Isai. 65.: „Meine Knechte werden lobpreisen vor lautem Frohlocken des Herzens; und ihr werdet aufschreien vor Schmerz im Herzen und heulen werdet ihr vor Zerknirschung des Herzens.“
b) Ich antworte, dem Wesen der Seligkeit entspreche es, daß in ihr der Wille seine Ruhe finde; und ebenso dem Wesen der Strafe, daß sie dem Willen widerstreite. Es kann aber den Willen weder beruhigen noch ihm widerstreiten, was nicht gewußt wird. Deshalb sagt Augustin (11. sup. Gen. ad litt. 17.), daß die Engel nicht vollkommen selig sein konnten im Urzustande vor der Befestigung im Guten oder vor dem Falle, da sie den Ausgang der Prüfung nicht wußten. Denn das gehört zum Wesen der Seligkeit, daß jemand gewiß sei der beständigen Dauer seiner Seligkeit; sonst würde der Wille nicht beruhigt. Ähnlich auch, da die beständige Dauer der Verdammnis zur Strafe der Verdammten gehört, würde diese nicht wahrhaft den Charakter der Strafe haben, wenn sie nicht dem Willen widerstritte; und das könnte nicht sein, wenn sie über die Beständigkeit ihrer Verdammnis in Unkenntnis wären. Deshalb gehört es zum Wesen des Elendes der Verdammten, daß sie selber wissen, sie könnten die Verdammnis nicht vermeiden und niemals zu Seligkeit gelangen. Deshalb heißt es Job 15.: „Er glaubt nicht, daß er von der Finsternis zum Lichte zurückkehren kann.“ Nur also, wo die Seligkeit als eine zu erreichen mögliche, als eine zukünftige aufgefaßt wird, ist Hoffnung; sei es hier im Leben sei es im Fegefeuer; — nicht aber in den Verdammten,
c) I. Nach Gregor (33. moral. 19.) wird dies von den Gliedern des Teufels, den bösen Menschen, gesagt, deren Hoffnung zunichte werden wird. Wird es auf den Teufel selber bezogen, so bedeutet es, er hoffe, über die Heiligen den Sieg davonzutragen, wie vorausgeschickt wird: „Er hat die Zuversicht, daß der Jordan in seinen Rachen fließen wird.“ Von solcher Hoffnung ist hier nicht die Rede. II. Augustin sagt (Enchir. 8.): „Der Glaube richtet sich auf Schlechtes und Gutes, auf Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges, auf das eigen Zugehörige und auf Fremdes; die Hoffnung aber geht nur auf das Gute, was zukünftig ist und was dem hoffenden angehört.“ Es kann also mit größerem Rechte ungeformter Glaube in den Verdammten sein wie Hoffnung; denn die göttlichen Güter sind für sie nicht zu erreichen mögliche, also keine zukünftigen, sondern ganz bestimmt und allseitig abwesende. III. Der Mangel an Hoffnung in den Verdammten macht keine Änderung im Mißverdienste; wie die Entleerung der Hoffnung in den Seligen nicht das Verdienst vermehrt. An Beidem ist nur die Veränderung des Zustandes schuld.
