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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 105

Erster Artikel. Der Ungehorsam ist eine Todsünde.

a) Das scheint nicht. Denn: I. Alle Sünde ist Ungehorsam, nach Ambrosius. (Vgl. Kap. 104 Art. 2, I.) Also wäre jede Sünde Todsünde. II. „Ungehorsam kommt von Eitelkeit.“ (Gregor. 30. moral. 17.) Eitelkeit ist aber keine Todsünde. III. Die Vorschriften der Vorgesetzten sind oft so zahlreich, daß man kaum oder gar nicht alle beobachten kann. Also könnte der Mensch die Todsünde nicht vermeiden, wenn jeder Ungehorsam Todsünde wäre. Auf der anderen Seite steht 2. Tim. 3. und Röm. 1. unter anderen Todsünden: „den Eltern ungehorsam.“

b) Ich antworte, Todsünde werde eine Sünde dadurch, daß sie der heiligen Liebe entgegen ist, welche das Leben der Seele bildet. Die Liebe Gottes aber verlangt, daß man seinen Geboten gehorche. Also ist der Ungehorsam in göttlichen Geboten eine schwere Sünde. Nun ist in den göttlichen Geboten zugleich enthalten, daß man den Oberen gehorche. Also ist Ungehorsam gegen die Vorschriften der Oberen schwere Sünde und der Liebe Gottes entgegen, nach Röm. 13.: „Wer der gesetzmäßigen Gewalt widersteht, der widersteht der Anordnung Gottes.“

c) I. Jene Definition betrifft die Todsünde, in welcher der voller Wesenscharakter der Sünde sich findet. Die läßliche Sünde ist kein Ungehorsam denn sie ist nicht gegen ein Gebot, sondern außerhalb desselben; sie sieht von einem solchen ab. Auch nicht jede Todsünde gerade ist Ungehorsam an und für sich und im eigentlichen Sinne; sondern nur, wenn jemand ein Gebot verachtet, weil der Wesenscharakter der moralischen Akte vom Zweck herrührt. Wenn nun jemand gegen ein Gebot handelt; nicht jedoch, um es zu verachten, sondern aus einem anderen Zwecke, so ist da nur im materialen Sinne Ungehorsam; der Gattung der Sünde nach gehört der betreffende Akt anderswohin. II. Die Eitelkeit strebt nach dem eigenen Vorrange. Und weil es einen Vorrang in sich einzuschließen scheint, den Geboten eines anderen nicht Unterthan zu sein, so rührt von der Eitelkeit der Ungehorsam. Es kann aber wohl von einer läßlichen Sünde eine Todsünde herrühren, da die läßliche Sünde eine Vorbereitung und ein Weg zur Todsünde hin ist. III. Niemand ist zu Unmöglichem verpflichtet. Häuft ein Vorgesetzter seine Vorschriften in der Weise an, daß sie nicht alle erfüllt werden können, so ist der untergebene von Schuld frei.

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