Siebenter Artikel. Das Fleisch Christi, soweit es in den Altvätern sich fand, war der Erbsünde unterworfen.
a) Dagegen steht: I. Sap. 7.) wo es von der göttlichen Weisheit heißt: „Nichts Unbeflecktes tritt in sie ein.“ Also in keiner Weise stand das Fleisch Christi, auch soweit es in den Altvätern war, unter der Sünde. II. Damascenus, der 3. de orth. fide 2. sagt, daß Christus die Erstlinge der menschlichen Natur annahm. Im Ur-Stande aber war letztere ohne Sünde. III. Augustinus, nach dem (10. sup. Gen. ad litt. 20.) „die menschliche Natur immer besaß zugleich mit der Wunde die Medizin.“ Also war in der menschlichen Natur immer etwas von der Sünde nicht Angestecktes, was Medizin gegen die Wunde der Sünde sein tonnte; und daraus wurde nachher Christi Leib geformt. Auf der anderen Seite wird der Leib Jesu auf Adam und die Vorväter nur bezogen vermittelst des Leibes Marias. Dieser war aber durchaus in der Erbsünde empfangen; also war er auch, soweit er in den Vätern war, der Erbsünde unterworfen.
b) Ich antworte, in der Beziehung des Körpers Christi zu Adam und zu den Vorvätern irre man in zweifacher Weise: einmal, wenn wir dem Leibe Christi die Beschaffenheit jenes Fleisches zuteilen, wie dies in den Vorvätern war; also wenn wir sagen, Christus habe gesündigt in Adam, weil Er Beziehung zu Adam hatte und so irgendwie in Adam war; denn nicht so war Christus in Adam, daß vermittelst der Begierlichkeit die menschliche Natur bis zu Ihm gelangte; — dann, wenn wir meinen, daß, weil in Christo das Fleisch nicht der Sünde unterworfen war, deshalb auch im Leibe Adams oder der Vorväter immer ein thatsächlich bestimmtes Teilchen sich fand, welches der Sünde nicht unterstand, und daß aus diesem Teilchen dann Christi Leib gebildet ward. Dies ist durchaus falsch. Denn 1. war der Leib Christi nicht gemäß einem thatsächlich bestehenden bestimmten Teile in den Vorvätern, so daß dieser Teil unterschieden gewesen wäre von den übrigen Teilen, wie Reines von Unreinem (vgl. Art. 6.); — 2. weil, wenn das menschliche Fleisch kraft der Begierlichkeit bei der Empfängnis von der Erbsünde angesteckt wird, wie die ganze menschliche Natur empfangen, so auch die ganze menschliche Natur angesteckt ist.
c) I. Das ganze Fleisch der Altväter war der Erbsünde Unterthan und nichts war in demselben thatsächlich bestehend, woraus der Leib Christi nachher gebildet wurde. Christus aber nahm nicht die menschliche Natur an als unter der Sünde stehend, sondern als eine von allem Flecken gereinigte; und somit „trat in die Weisheit Gottes nichts Beflecktes ein“. II. Ähnlich wie vor der Sünde die menschliche Natur rein war, nahm der Sohn Gottes sie als eine reine an; und deshalb, wegen dieser Ähnlichkeit, wird gesagt. Er hätte die Erstlinge der menschlichen Natur angenommen. Dies wird aber nicht in dem Sinne gesagt, als ob jenes reine Fleisch im Anfange nach einem gewissen Teile behütet worden wärevor der Befleckung und als ob aus diesem thatsächlichen Teile, als einem Teile der Natur im reinen Urzustände, der Leib Christi geformt sei. III. Die Wunde war in der menschlichen Natur thatsächlich vorhanden nach der Sünde. Die Medizin oder das Heilmittel aber war nur dem Vermögen des Ursprunges nach da; insoweit durch die Väter vom Ursprünge an das menschliche Fleisch fortzupflanzen war bis Christo.
