Achter Artikel. Die Quantität des zugernischten Wassers.
a) Diese Quantität muß groß sein. Denn: I. In sinnlich wahrnehmbarer Weise floß Wasser aus der Seite Christi, nach Joh. 19.: „Der es gesehen, hat Zeugnis abgelegt.“ Wird aber Wasser nicht in großer Quantität zugemischt, so ist es nicht sinnlich merkbar. II. Eine geringe Quantität Wasser vielem Weine zugemischt vergeht. Dasselbe also wäre es in diesem Falle, gar nichts zuzumischen; was nicht erlaubt ist. III. Dürfte man eine geringe Quantität beimischen, so genügte es, einen Tropfen Wasser in ein Faß Wein zu gießen; was lächerlich wäre. Also muß man Wasser in großer Quantität zusetzen. Auf der anderen Seite heißt es extra, de celebr. miss. c. 15.: „Ein verderblicher Mißbrauch herrscht in deiner Gegend; nämlich daß mehr Wasser als Wein aufgeopfert wird, da doch gemäß der vernunftgemäßen Gewohnheit der Kirche umgekehrt mehr an Wein da sein muß wie an Wasser.“
b) Ich antworte, mit Rücksicht auf das zum Weine gemischte Wasser bestehe nach Innocenz III. (c. Cum Marthae, de celebr. miss.) eine dreifache Meinung: 1. Einige sagen, das Wasser bleibe an und für sich bestehen und der Wein werde in Blut verwandelt. Doch dies ist offenbar falsch. Denn im Altarssakramente ist nach der Konsekration nichts da wie der Leib und das Blut Christi. Deshalb sagt Ambrosius (de offic. c. 9.): „Vor der Konsekration besteht der Name der äußeren Gestalt; nach der Konsekration ist es der Leib Christi.“ 2. Andere meinten deshalb, wie der Wein in das Blut Christi verwandelt werde, so das Wasser in jenes Wasser, welches aus der Seite Christi floß. Aber auch dies ist gegen die Vernunft. Denn da würde das Wasser getrennt vom Weine konsekriert werden, wie der Wein getrennt vom Brote. 3. Die Meinung der letzten ist sonach wahrscheinlicher, wie Innocenz sagt, daß nämlich das Wasser zuvor in den Wein verwandelt werde und der Wein dann in Blut. Dies aber könnte nicht stattfinden, wenn nicht in so geringer Quantität Wasser hinzugemischt würde, daß es in den Wein übergeht. Deshalb ist es geraten, höchst wenig Wasser hinzuzuthun; damit nicht, zumal wenn der Wein schwach ist, der Wesenscharakter des Weines schwinde und so das Sakrament nicht zustande gebracht werden könne. Deshalb tadelt Julius I. einige, „die da Leinen, was in Most getaucht worden war, das ganze Jahr hindurch aufbewahren, indem sie zur Zeit des heiligen Opfers einen Teil des Stückes Leinen im Wasser waschen und so nun opfern.“
c) I. Es genügt, daß das Wasser sinnlich wahrnehmbar sei, wenn es beigemischt wird; es braucht nicht nach der Mischung durch den Geschmack unterschieden zu werden. II. Würde gar kein Wasser hinzugemischt, so wäre das damit Bezeichnete ausgeschlossen. Wird aber das Wasser in Wein verwandelt, so drückt dies aus, das Volk werde Christo eingegliedert. III. Das Wasser muß zum Weine zugemischt werden bei der Feier selbst des Opfers; sonst fehlt der Zweck, nämlich daß damit etwas bezeichnet werden soll.
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