Dritter Artikel. Unter jeglichem Teilchen der Gestalten von Brot und Wein ist der ganze Christus.
a) Dies wird geleugnet. Denn: I. Diese Gestalten können bis ins Endlose geteilt werden. Also wäre Christus endlos viele Male zugegen in diesem Sakramente; was unzulässig ist. II. Der Leib Christi ist mit Organen versehen; und jeder Teil ist seiner Natur nach entfernt vom anderen, wie das eine Auge vom anderen. Christus also kann nicht ganz und gar gegenwärtig sein unter jedem Teilchen; denn es wäre dann jeder Teil seines Körpers in jedem Teile der Gestalt und wo ein Teil sein würde, wäre auch der andere. III. Christi Körper bleibt immer ein wahrer Körper und wird nie in einen Geist verwandelt. Nun ist von Natur es dem Körper eigen, daß er etwas Umfangreiches ist, das einen gewissen Raum einnimmt und eine bestimmte Lage hat. Also muß jedem Teile des Körpers seine besondere Lage zukommen. Und so kann der ganze Leib Christi nicht unter jedem Teilchen der sakramentalen Gestalten sein. Auf der anderen Seite sagt Augustin (cf. Gregor. in sacramentario, dom. 5. Epiph.): „Die einzelnen empfangen Christum den Herrn und in den einzelnen Teilchen ist Er ganz; Er wird durch die Teilung nicht vermindert, sondern ganz bietet Er Sich den einzelnen dar.“
b) Ich antworte; in diesem Sakramente sei kraft der sakramentalen Form die Substanz des Leibes Christi, der Umfang kraft des thatsächlichen Begleitens. Also ist der Leib Christi in diesem Sakramente in der Weise der Substanz d. h. wie die Substanz unter dem Umfange steht; Er ist da nicht unter dem Gesichtspunkte des Umfanges, soweit die Wirkung der Form sich erstreckt d. h. nicht in der Weise wie der Umfang eines Körpers gemessen wird vom Orte. Offenbar nun ist es der Natur einer Substanz eigen, ganz zu sein in jedem Teile des Umfanges, unter dem sie besteht; wie unter jedem Teile der Luft ganz ist die Natur der Luft und jeder Teil des Brotes ganz und gar Brot ist, nicht mehr und nicht minder wie das ganze Brot. Und dies gilt ohne Rücksicht darauf, ob der Umfang thatsächlich geteilt ist (ob nämlich z. B. das Brot in Stücke geteilt ist) oder ob der Umfang ungeteilt ist und nur dem Vermögen nach teilbar. Also ist der ganze Christus, auch wenn die Hostie ganz bleibt, in jedem Teile der Hostie; und nicht bloß wenn die Hostie gebrochen wird, wie einige sagen. Diese nehmen nämlich das Beispiel vom Spiegel her, der ganz bleibend nur ein Bild abstrahlt; wird er aber gebrochen, so erscheint in jedem Teilchen das ganze Bild. Dieses Beispiel ist nicht recht passend. Denn die Vervielfältigung solcher Bilder im Spiegel vollzieht sich auf Grund dessen, daß man mehr und mehr den Spiegel bricht; — hier aber ist nur eine einzige Konsekration, auf Grund deren der Leib Christi im Sakramente ist.
c) I. Die Zahl folgt dem Teilen. Bleibt also der Umfang thatsächlich ungeteilt, so ist weder eine Substanz mehrmals da unter dem ihr eigenen Umfange noch ist der Leib Christi mehrmals da in der einen Hostie. Er ist vielmehr, wird die Hostie geteilt, so oft da zugegen, wie es thatsächlich Teile giebt. II. Jene Verteilung der einzelnen Teile auf die einem jeden angemessene Stelle gründet sich auf den Umfang, der durch den Ort gemessen wird. Die Natur der Substanz aber selbst geht vorher solchem Umfange. Weil also die Wandlung der Substanz des Brotes direkt ihren Abschluß hat in der Substanz des Leibes Christi und somit in der Weise der Substanz der letztere kraft des Sakramentes zugegen ist; so ist ein solches Abstehen des einen Teiles vom anderen wohl im wahrhaften Körper Christi wie er im Himmel thront; aber gemäß diesem Abstehen wird nicht beurteilt die sakramentale Gegenwart desselben, sondern nur nach der Weise der Substanz. Dies gilt auch für III. III. Nicht der Umfang und deren Art und Weise gegenwärtig zu sein, kommt hier in Betracht; — sondern wie eine Substanz gegenwärtig ist unter dem ihr angemessenen Umfange.
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