Fünfter Artikel. Der Leib Christi ist in diesem Sakramente nicht wie vom Orte eingeschlossen.
a) Das Gegenteil erhellt aus Folgendem. Denn: I. Der Leib Christi ist in diesem Sakramente wie in einem Orte, weil er diesem Sakramente gemäß dort ist, wo die Gestalten des Brotes und Weines sind; und weil er so umschlossen wird von der Oberfläche der Hostie, daß er nicht darüber hinaus und nicht darunter hinweg gegenwärtig ist. II. Der Ort, den die Gestalten des Brotes einnehmen, ist nicht leer. Nun ist da nicht die Substanz des Brotes, sondern nur der Leib Christi. Also füllt dieser diesen Platz aus. Was aber einen Platz ausfüllt, das ist von diesem umschlossen. Also ist der Körper Christi in diesem Sakramente dem Orte nach. III. In diesem Sakramente ist der Leib Christi mit seinem Umfange und mit allen seinen Eigenschaften. Im Orte sein aber ist eine Eigenschaft in jedem Körper, so daß das „Wo“ unter den neun Arten von Eigenschaften oder Accidentien, die man aussagt, mitzählt. Auf der anderen Seite muß das, was im Orte ist, dem Orte selber entsprechend sein (4 Physic.). Der Ort aber, in dem das Sakrament ist, ist bei weitem kleiner wie der Leib Christi. Also ist der Leib Christi im Sakramente nicht wie in einem Orte.
b) Ich antworte; der Körper Christi sei im Sakramente nicht nach der Weise eines Umfanges, sondern nach der Weise der Substanz. Also ist er im Orte in der nämlichen Weise wie eine Substanz unter einem gewissen Umfange enthalten ist, nicht wie ein Umfang gemessen wird gemäß der Ausdehnung des Ortes. Die Substanz des Leibes Christi nämlich folgt hier der Substanz des Brotes nach. Wie also die Substanz des Brotes unter ihrem Umfange nicht war, als ob sie von selbem dem Orte nach umschlossen würde, sonst hätte es kein Brot mehr, außer an jenem Orte, gegeben; so ist es auch der Fall mit der Substanz des Leibes Christi. Und dabei ist noch dieser Unterschied. Die Substanz des Brotes war im Orte nicht an sich, sondern auf Grund ihres eigenen Umfanges; denn sie hatte Beziehung zu diesem betreffenden Orte vermittelst des ihr eigenen Umfanges. Die Substanz des Leibes Christi aber hat Beziehung zu dem nämlichen Orte (wo die Gestalt des Brotes ist) vermittelst eines fremden Umfanges, sodaß der Umfang des Leibes Christi umgekehrt in Beziehung steht zu diesem Orte vermittelst der Substanz des Leibes; und das ist ganz und gar gegen den Charakter des vom Orte Eingeschlossenen. Also in keiner Weise ist Christi Leib in diesem Sakramente vom Orte eingeschlossen.
c) I. Der Leib Christi ist nicht so in diesem Orte, daß er nicht im Himmel sei der eigenen menschlichen Gestalt nach und auf vielen anderen Altären unter der sakramentalen Gestalt. Er ist auch in diesem bestimmten Orte nicht vom Orte eingeschlossen; denn er ist da nicht gemäß dem eigenen Umfange, sondern gemäß dem der Brotsgestalt. Daß er aber nicht außerhalb der Hostie ist, das ist deshalb der Fall, weil er angefangen hat, da gegenwärtig zu sein kraft der Konsekration und der Verwandlung von Brot und Wein in sein Fleisch und Blut. II. Der Ort ist nicht im eigentlichen Sinne angefüllt von der Substanz des Leibes Christi, sondern von den Gestalten, welche auf Grund des ihnen bleibenden Umfanges den Ort füllen; oder doch wenigstens auf Grund eines Wunders wie sie auch durch ein Wunder bestehen in der Weise einer Substanz, selbständig nämlich für sich. III. Die Eigenschaften des Leibes Christi sind in diesem Sakramente kraft des thatsächlichen Begleitens, nicht kraft der sakramentalen Form. Und deshalb sind jene Eigenschaften des Leibes Christi in diesem Sakramente, welche innerlich mit demselben verbunden sind. Am Orte sein aber kommt ihm zu mit Bezug auf etwas Äußerliches, was zusammenhält. Also ist es nicht mit dem Leibe Christi gegeben, daß er auch im Sakramente wie in einem Orte ist.
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