Siebenter Artikel. Kein Auge, auch nicht ein verherrlichtes, kann den Leib Christi sehen in diesem Sakramente.
a) Dem steht Folgendes entgegen: I. Unser Auge wird gehindert, den Leib selber Christi zu sehen, wegen der verhüllenden Gestalten. Dieses Hindernis aber existiert nicht für das verherrlichte Auge, welches alle Körper so sieht wie sie sind. II. Die glorreichen Leiber sind gleichförmig dem Leibe der Herrlichkeit Christi, nach Phil. 3. Das Auge Christi aber sieht den eigenen Körper. Also sieht aus dem gleichen Grunde jedes verherrlichte Auge den glorreichen Leib Christi. III. Die heiligen werden in der Auferstehung ähnlich sein den Engeln, nach Luk. 20. Die Engel aber sehen den heiligen Leib Christi in diesem Sakramente; haben ja doch selbst die Teufel Furcht vor diesem Sakramente und scheuen es. Also kann ein verherrlichtes Auge den Leib Christi im Sakramente sehen. Auf der anderen Seite kann nicht das Nämliche von ein und demselben gesehen werden zugleich unter verschiedenen Gestalten. Das verherrlichte Auge aber schaut Christum stets, insoweit Er in seiner eigenen menschlichen Gestalt ist, nach Isai. 33.: „Den König in seinem Glanze werden sie sehen.“ Also sieht es den Leib des Herrn nicht unter den Gestalten dieses Sakramentes.
b) Ich antworte; ein leibliches Auge könne zuvörderst niemals den Leib Christi im Sakramente sehen. Denn ein sichtbarer Körper beeinflußt das Auge nicht durch seine Substanz, sondern durch seine Accidentien oder Eigenschaften, wie zu allererst durch die Farbe. Die Eigenschaften oder Accidentien des Leibes Christi aber sind im Sakramente vermittelst der Substanz und haben keine unvermittelte Beziehung weder zu diesem Sakramente noch zu den Körpern, die es umgeben ; sie können unmittelbar somit keinerlei wirkenden Einfluß ausüben. Zudem ist die Substanz als solche weder dem Sinne noch der Einbildungskraft, sondern einzig und allein der Vernunft zugänglich. Wird aber vom Auge der Vernunft gesprochen, so ist der Leib Christi, als nur übernatürlicherweise hier gegenwärtig, an und für sich nur Gegenstand der göttlichen Vernunft und demgemäß der Engel Vernunft und derjenigen der seligen, insoweit dieselben Anteil haben an der Helle der göttlichen. Auf dem Pilgerwege hier auf Erden kann der Leib des Herrn nur durch das Auge des Glaubens geschaut werden. Auch die Teufel können nicht auf natürliche Weise die Gegenwart des Leibes des Herrn im Sakramente schauen, sondern nur im Glauben, dem sie auf Grund augenscheinlicher, ausdrücklicher Zeichen zustimmen „und zittern“ (Jak. 2.).
c) I Nicht allein weil die äußeren Gestalten den Leib Christi verhüllen (wie eine körperliche Hülle vor uns etwas verbirgt), sind wir gehindert, den Leib Christi zu sehen; sondern weil der Leib Christi keine Beziehung hat zu dem, was das Sakrament umgiebt, kraft der eigenen Eigenschaften und Accidentien, sondern nur kraft der Accidentien des Brotes und Weines. II. Das körperliche Auge Christi sieht den eigenen Leib, wie er im Sakramente ist. Aber es kann nicht sehen die Art und Weise des Seins, wie dieser Leib im Sakramente gegenwärtig ist, vermittelst allein der Substanz nämlich; denn das gehört in den Bereich der Vernunft. Die Ähnlichkeit mit einem anderen verherrlichten Auge stimmt hier nicht. Denn das Auge Christi selbst ist in diesem Sakramente, worin kein anderes Auge ihm ähnlich ist. III. Weder ein guter noch ein böser Engel kann etwas mit körperlichem Auge sehen. Also stimmt die Analogie nicht.
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