Sechster Artikel. Dieses Sakrament behütet vor zukünftigen Sünden.
a) Dem steht Folgendes entgegen: I. Viele, die würdig kommunizieren, fallen nachher in Sünden. Also behütet davor nicht die Eucharistie. II. Die Eucharistie ist das Sakrament der heiligen Liebe. Diese aber kann verloren werden; und so behütet es nicht vor Sünden. III. Der Ursprung der Sünde ist „im Gesetze des Fleisches in unseren Gliedern“ (Röm. 7.). Der Fleischesstachel aber wird gemindert durch die Taufe, nicht durch die Eucharistie. Auf der anderen Seite heißt es Joh. 6.: „Das ist das Brot, welches vom Himmel herabsteigt, damit wer davon ißt nicht sterbe,“ was natürlich nur von der Todsünde gelten kann.
b) Ich antworte; der Körper werde vor dem zukünftigen Tode behütet:1. Durch innerliche Stärkung gegen verderblichen innerlichen Einfluß; und das geschieht durch Speise und Medizin; — 2. durch Schutz gegen verderblichen Einfluß von außen her, wie durch Waffen, Kleider u. dgl. Das Sakrament nun schützt ebenso die Seele vor deren Tode d. h. vor der Todsünde 1. Als Nahrung und Medizin, denn es verbindet mit Christo; so daß Augustin (26. in Joan.) sagt: „Tritt vertrauungsvoll hinzu; Speise ist es, nicht Gift;“ — 2. als Zeichen des Leidens Christi, durch das die Dämonen überwältigt worden sind; und so hilft es gegen die Anfechtungen der Teufel. Deshalb sagt Chrysostomus (hom. 45. in Joan.): „Wie feuer hauchende Löwen gehen wir fort von dieser Tafel; schrecklich geworden dem Teufel selbst.“
c) I. Die Wirkung dieses Sakramentes wird im Menschen aufgenommen gemäß dessen Seinsbeschaffenheit; so wirkt ja jede wirkende Ursache ein, wie die Beschaffenheit des empfangenden Vermögens es erfordert. Nun ist der Mensch während seines Erdenpilgerns so beschaffen, daß sein Wille zum Guten oder zum Bösen sich wenden kann. Also macht die Wirkung der Eucharistie es dem Menschen nicht unmöglich, zu sündigen. II. An sich betrachtet behütet die heilige Liebe ebenfalls vor Sünde; denn „die Liebe des Nächsten wirkt nichts Böses“ (Röm. 13.). Das freie Willensvermögen aber bleibt fähig für das Gute und für das Böse, so daß es die heilige Liebe verlieren kann und sündigen; dies bleibt also möglich, auch nach dem Empfange der Eucharistie. III. Die Eucharistie hat nicht als eigentliche Wirkung die Verminderung des Fleischesstachels, aber als eine Folge von dieser Wirkung; weil das Sakrament die heilige Liebe vermehrt und infolge dessen die Kraft und der Einfluß des Fleisches vermindert wird. „Die Vermehrung der Liebe ist die Verminderung der Begierde“ (Aug. 83. Q 36.).
