Siebenter Artikel. Dieses Sakrament dient zum Heile auch anderen, als denen die es nehmen.
a) Dies wird bestritten. Denn: I. Dieses Sakrament kommt im allgemeinen Charakter eines Sakramentes überein mit den anderen. Letztere aber nützen nur denen, die sie empfangen; wie die Taufe keinem anderen nützt als dem, der getauft wird. II. Die Wirkung der Eucharistie ist die Erreichung der Herrlichkeit und der Gnade sowie der Nachlaß mindestens läßlicher Sünden. Hätte es also eine Wirkung in anderen wie in jenen, die es empfangen, so würden diese ohne ihr eigenes Dazuthun Gnade und Herrlichkeit und Nachlaß von Sünden erhalten. III. Würde die gemachte Behauptung wahr sein, so würde folgen, es wäre besser, daß in einer Messe recht viele Hostien konsekriert würden, damit viele kommunizieren könnten für das Heil des einen. Das aber bringt der Gebrauch in der Kirche nicht mit sich. Also nützt dieses Sakrament nur dem Empfänger. Auf der anderen Seite wird in der Feier der heiligen Messe für viele andere gebetet. Also nützt dieses Sakrament anderen als denen, die es empfangen.
b) Ich antworte; dieses Sakrament sei nicht allein Sakrament, sondern auch Opfer. Denn insoweit in diesem Sakramente das Leiden Christi vorgestellt und ausgedrückt wird, in welchem Christus „Sich selbst dem Vater darbrachte“ (Ephes. 5.), hat es den Charakter des Opfers. Insoweit unter sichtbaren Gestalten unsichtbare Gnade enthalten ist, hat es den Charakter eines Sakramentes. Denen also, die es empfangen, ist es nützlich als Opfer und als Sakrament, denn es wird für alle, die es empfangen, dargebracht; wie es im Kanon heißt: „Wie viele wir an diesem Altare teilnehmend empfangen werden den Leib und das Blut Deines Sohnes, mögen wir mit allem himmlischen Segen und mit himmlischer Gnade erfüllt werden.“ Die es aber nicht empfangen, denen nützt es allein als Opfer, insoweit es für deren Heil aufgeopfert wird. Deshalb heißt es im Kanon: „Gedenke, o Herr, Deiner Diener und Dienerinnen, für die wir aufopfern oder die Dir aufopfern dieses Opfer des Lobes für sich und für alle die ihrigen, für die Erlösung ihrer Seele, für die Hoffnung auf das Heil und auf ihre Beharrlichkeit.“ Dies hat der Herr ausgedrückt, da Er sagte (Matth. 26, Luk. 22.): „Dieses Blut, welches für euch vergossen werden wird und für viele“ d. h. für andere „zum Nachlasse der Sünden.“
c) I. Die anderen Sakramente haben nicht den Charakter des Opfers. II. Das Leiden Christi ist an und für sich hinreichend, was seine Kraft betrifft, um Gnade und Herrlichkeit zu erreichen; aber es hat diese Wirkung nur in jenen, die durch Glauben und Liebe mit demselben verbunden sind. Und so hat auch dieses Sakrament seine Wirkung nur in jenen, welche mit selbem verbunden sind in Glauben und Liebe. Deshalb schreibt Augustin (1. de anima c. 9.): „Wer bringt den Leib Christi anders dar außer für jene, welche Glieder Christi sind?“ Deshalb wird im Kanon nicht für jene gebetet, die außerhalb der Kirche sind. Den Gliedern Christi aber nützt es gemäß ihrer Andacht und Liebe. III. Das Empfangen gehört zum Charakter des Sakramentes; das Darbringen zum Charakter des Opfers. Dadurch also daß jemand das Sakrament empfängt, erwächst anderen kein Nutzen. Auch dadurch daß der Priester viele Hostien in der Messe konsekriert, wird die Kraft der Messe nicht vermehrt; denn unter einer einzigen ist ebenso die unendliche Kraft Christi wie unter vielen, da in einer jeden der ganze Christus ist. In mehreren Messen aber wird mehrfach dargebracht; und so wird die Wirkung des Opfers vermehrt, auch für andere.
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