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Wie sehr ich auch bemüht war, mein Unternehmen zu verheimlichen, so konnte es doch nicht so in aller Stille vor sich gehen, daß nicht manche Personen vieles davon erfahren hätten. Einige glaubten es, andere nicht. Ich war sehr in Sorge, der Provinzial werde mir bei seiner Ankunft, wenn er etwas von der Sache hören würde, befehlen, mich nicht mehr damit zu befassen; und dann wäre es mit allem zu Ende gewesen. Aber der Herr verhütete es auf folgende Weise: es lebte nämlich in einer großen Stadt, mehr als zwanzig Meilen von hier, eine Dame, die wegen des Todes ihres Gatten sehr betrübt war. Ihr Kummer war so außerordentlich groß, daß man für ihre Gesundheit fürchtete. Sie hatte von mir armen Sünderin gehört; denn um andere Vorteile daraus zu ziehen, fügte es der Herr, daß man ihr Gutes von mir sagte. Da sie von sehr vornehmem Stande war und wußte, daß die Nonnen des Klosters, in dem ich mich befand, ausgehen, flößte ihr der Herr ein großes Verlangen ein, mich zu sehen; denn sie hoffte, durch mich Trost zu finden. Und dieses Verlangen scheint so unwiderstehlich gewesen zu sein, daß sie alle möglichen Schritte tat, ja sogar an den in sehr weiter Ferne weilenden Provinzial ein Schreiben sandte, mir zu erlauben, daß ich zu ihr komme. Dieser gebot mir unter dem Gehorsame, mit einer Gefährtin unverzüglich abzureisen. Am Weihnachtsabende erfuhr ich es. Darüber warb ich etwas verwirrt; und es tat mir sehr leid, zu sehen, daß man mich, in der Meinung, es sei etwas Gutes an mir, in die Welt hinausschicken wollte; dies war mir etwas Unerträgliches, weil ich mich so böse erkannte. Und als ich mich deshalb inständig Gott empfahl, geriet ich in eine tiefe Verzückung, die die ganze Messe hindurch oder doch wenigstens einen Teil derselben anhielt. Der Herr gab mir dabei den Auftrag, die Reise nicht zu unterlassen und auf die Meinung anderer nicht zu hören; denn wenige könnten mir ohne Vermessenheit raten. Zwar hätte ich manches zu leiden, aber Gott würde dadurch ein großer Dienst erwiesen. Auch wäre es für die Klosterstiftung sehr nützlich, wenn ich bis zum Eintreffen des Breve abwesend sei; denn der Teufel habe auf die Ankunft des Provinzials einen argen Anschlag bereitet. Ich sollte also unbesorgt abreisen, da er mir dort beistehen werde. Diese Worte trösteten und stärkten mich sehr; und ich besprach mich mit dem Pater Rektor, der mir nahelegte, die Reise auf keinen Fall zu unterlassen. Andere hatten mir nämlich gesagt, diese Reise sei nicht statthaft, weil sie eine Erfindung des bösen Feindes sei, der wolle, daß mir dort etwas Schlimmes widerfahre; ich sollte darum dem Provinzial schreiben, daß er seinen Befehl zurücknehme.
