5.
Glaubt es, meine Töchter, daß mir der Herr zu euerem Nutzen ein wenig Einsicht in die Vorteile verliehen hat, die in der wahren Armut liegen! Die es erproben, werden es einsehen, vielleicht aber nicht so gut wie ich; denn obwohl ich Armut gelobt hatte, so war ich doch nicht nur nicht arm im Geiste, sondern sogar töricht im Geiste. Die Armut im Geiste ist ein Gut, das alle Güter der Welt in sich begreift. Sie ist eine große Herrschaft, und nochmal sage ich: Der ist Herr über alle Güter der Welt, der sie verachtet. Was kümmere ich mich um die Könige und Herren, wenn ich weder nach ihren Einkünften verlange, noch ihnen zu gefallen begehre, sobald nur das Geringste vorkommt, wodurch ich ihretwegen Gott mißfallen würde? Was liegt mir an ihren Ehren, wenn ich einmal erkannt habe, worin die höchste Ehre eines Armen besteht, nämlich darin, daß er in Wahrheit arm ist?
