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Wozu soll man anführen, daß er gewissenhaft das Priesterkleid sowohl selbst anzog als auch die Andern durch sein Beispiel schmückte, indem er immer den Schmuck an der Brust trug, welcher Prophezeiung, Offenbarung und Wahrheit heißt? Ich überlasse es den Eifrigeren, Dieß alles im tropischen Sinn auf den Lehrer anzuwenden, worin er selbst so beschaffen war und den Andern am Schmuck Antheil S. 420 verschaffte. Oft erkannten wir auch, daß er sich innerhalb des Dunkels befand, wo Gott war.1 Denn was für Andere unsichtbar war, machte ihm die Einweihung in die Geheimnisse durch den Geist faßbar, so daß er im Umfang des Dunkels zu sein schien, in welchem das Wort von Gott verborgen ist. Oft widerstand er den Amalekiten und bediente sich des Gebetes als Waffe. Und wenn er seine Hände erhob, so besiegte der wahre Jesus die Feinde. Er machte die Betrügereien vieler Gaukler von der Art jenes Balaam wirkungslos, die nicht das wahre Wort vernahmen, sondern, obschon sie der wie von der Eselin kommenden Lehre2 der Dämonen gehorchen wollten, für die Bosheit den Mund nicht in Bewegung setzen konnten, indem das Gebet des Lehrers den Fluch in Segen umwandelte. Das sagen wir kurz wie im Vorbeigehen. Es wird aber mit der Wahrheit der Thatsachen das Einzelne in Einklang bringen, wer mit dem Leben des Heiligen nicht unbekannt ist. Wie Viele, die durch Zauberkünste und Gaukelei gegen Jemand Nachstellungen bereiteten, konnten ihren bösen Anschlag nicht vollführen, weil ihnen der Glaube des Lehrers nicht gestattete, das Böse in Vollzug zu setzen! Ich will aber Alles, was in der Mitte liegt, übergehen und das Ende Beider erwähnen.
Beide verließen das Leben. Eine Erinnerung aber an seinen Zustand im Fleische ließ Keiner in der Welt zurück. Denn weder läßt das Grab des Moses sich finden,3 noch fand auch Dieser mit Aufwand irgend eines materiellen Werthes sein Grab, sondern so, wie er das Leben verlassen hatte, war mit ihm zugleich Alles hingeschwunden, wodurch das Leben des Menschen seinen Bestand hat, und es fand sich kein materielles Denkmal des Mannes aus seinem hinterlassenen Vermögen, wodurch seine bessere Lebensrichtung verhüllt würde, wie von Moses die Geschichte Dieß erzählt, S. 421 von ihm kein Grab gefunden wurde bis auf den heutigen Tag.4 Wenn wir also in unserer Rede nachgewiesen haben, daß der große Basilius so beschaffen war, daß er, wenn man ihn in seinem Leben mit jedem der großen Heiligen vergleicht, nicht weit von ihnen absteht, so führt uns in passender Weise die Reihenfolge der Feste zu seiner gegenwärtigen Festfeier.
Es dürfte nun geziemend sein, durch Das, was ihm angenehm ist, seine Erinnerung zu begehen. Wir müssen also untersuchen, wie wir das Fest einrichten sollen, damit die Festfeier dem Heiligen angenehm sei. Wird man etwa bei ihm der prunkenden und prahlenden Weise der Lobreden sich befleissen? Wird Jemand reden von Vaterland, Abkunft, Erziehung durch die Eltern und von den einzelnen Lebensverhältnissen, in denen er aufwuchs und heranreifte, und durch die er unter den Männern seinen Glanz und Ruhm erlangte? Aber es verträgt sich dieser ganze prunkende hohe Ton nicht mit der Größe der an ihm wahrgenommenen Vorzüge, weil die Bemühung ins Gegentheil umschlägt, indem keine solche Kraft in der Rede wohnt, daß sie die Größe der Wunder gebührend schildern könnte. Damit nun nicht durch die niedrige Form der Darstellung zugleich das Wunder verkleinert und nicht durch Die, welche ihn zu loben suchen, die hohe Meinung, die jetzt ein Jeder von ihm hat, vermindert werde, dürfte es besser sein, lieber durch Stillschweigen in uns das Staunen zu vermehren, als durch die Rede das Lob zu schwächen. Denn was könnte man sagen, um ihn ehrwürdiger zu machen? Würde es ihm wohl gefallen, wenn man von seinem Adel dem Fleische und Blute nach reden wollte? Und wer kennt nicht die Gesinnung des Großen in Betreff des Fleisches, wie er ihm feindselig gegenüber stand, indem er es wie einen entlaufenen Sklaven immer in die Fesseln der Vernunft S. 422 schlug und durch die äusserste Abtödtung und Entsagung diesen nichtswürdigen Sklaven, den Leib, geißelte und marterte und wie ein unerbittlicher Herr dem Gefesselten keine Ruhe gönnte? Einen Mann, der das Fleisch in dieser Weise behandelte, wegen eines leiblichen Verdienstes zu verherrlichen, wäre der größte Unsinn. Denn wie wird er sich jetzt durch das geehrt fühlen, dessen er sich im Leben schämte? In gleicher Weise wird mit der Angabe seiner Abstammung die Erwähnung seines Vaterlandes ausgeschlossen. Denn wenn er sich über die ganze Welt stellte und gleichsam in der ganzen sinnlichen Natur der Elemente sich beengt fühlte, daß es ihm sogar unausstehlich war, daß der Himmel über ihm sich befand, und er mit seiner Seele darüber hinausstrebte und, indem er über den sinnlichen Umfang der Welt hinausschaute, immer mit den geistigen Dingen verkehrte und mit den göttlichen Mächten in den Höhen schwebte, in keiner Weise von der leiblichen Last in der Bewegung des Geistes gehindert, ― wie möchte er sich wohl von einem Theile der Erde benennen und von der guten Beschaffenheit des Ortes sich Lobsprüche spenden lassen? Denn es wäre eine Verachtung und Verkümmerung des wahren Lobes, wenn man, da die Tugend sich der Betrachtung darbietet, Wasser, Blätter, Erdschollen und ähnliches bewunderte.
