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1. Darum ist auch der nämliche Apostel nach dem Vorbild des Herrn in jedem Fall gegen die Gemeinden streng und sagt im Bewußtsein seines eigenen Rechtes auf freie Rede und der Schwachheit seiner Zuhörer zu den Galatern: „Bin ich wohl euer Feind dadurch geworden, daß ich wahr gegen euch bin?“ 1
2. Wie aber die Gesunden des Arztes nicht bedürfen, solange sie gesund sind, dagegen die Kranken die ärztliche Kunst nötig haben, 2 so haben auch wir den Heiland nötig, da wir in unserem Leben an den schmählichen Begierden und den tadelnswerten Zügellosigkeiten und den übrigen Entzündungen der Leidenschaften krank sind. Er aber legt nicht nur die linden Heilmittel auf, 3 sondern auch die herben, zusammenziehenden; denn die bitteren Wurzeln der Furcht bringen das Umsichfressen der Sündengeschwüre zum Stillstand; deshalb ist, wenn auch bitter, so doch heilsam die Furcht.
3. Begreiflicherweise bedürfen also wir Kranke des Heilbringers, wir Verirrte des Führers und wir Blinde des Erleuchters und wir Durstige der lebendigen Quelle, 4 deren Wasser die von ihr Trinkenden nie mehr dürsten läßt; und die Toten haben das Leben nötig und den Hirten die Schafe und die Kinder den Erzieher, 5 aber auch die ganze Menschheit S. 279 Jesus, damit wir nicht am Schluß als Unerzogene und Sünder bei dem Gericht verworfen werden, 6 sondern von der Spreu gesondert und in der Scheuer des Vaters aufgespeichert werden; denn die Wurfschaufel ist in der Hand des Herrn, mit der von dem Weizen die Spreu geschieden wird, die dem Feuer verfallen ist. 7
