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S. 155 Mit solchen Erfindungen hat Simon nicht nur die Worte Mosis böswillig entstellt, sondern auch die der Dichter. Denn auch über das hölzerne Pferd redet er allegorisch und fabuliert über Helena mit der Lampe und über eine Menge anderer Dinge, die er auf die sich und die Epinoia betreffenden Dinge überträgt. Helena sei das verirrte Schaf1; sie verwirre, in den Frauen wohnend, durch ihre wunderbare Schönheit die Kräfte in der Welt; so sei auch durch sie der trojanische Krieg entstanden. In der damaligen Helena wohnte die Epinoia und, da alle Mächte sie für sich beanspruchten, so entstand Zwist und Krieg, bei welchen Völkern immer sie sich zeigte. So wurden dem Stesichoros, der sie in Liedern geschmäht hatte, die Augen geblendet, dann schrieb er reuig Gesänge, in denen er sie verherrlichte, und erhielt das Gesicht wieder. Durch die Engel und die unteren Mächte, die die Welt gemacht, habe auch sie einen Leib bekommen und habe sich in einem Hurenhause in der phönizischen Stadt Tyrus aufgehalten, und er (Simon) habe sie dort bei seiner Herabkunft gefunden. Er sagt, er sei in erster Linie sie zu suchen gekommen, auf daß er sie von ihren Ketten löse, und er führte sie befreit mit sich herum und sagte, sie sei das verlorene Schaf 2, sich selbst nannte er die Kraft über alles. Der Lügner aber, in das Weibsbild, das Helena hieß, verliebt, hatte sie gekauft und hielt sie aus, und erfand diese Fabel, weil er sich vor seinen Schülern schämte. Sie aber traten in die Fußstapfen des Schwindlers und Zauberers Simon, führten sich ebenso auf und behaupteten, man solle unterschiedslos geschlechtlich verkehren: Jegliche Erde sei Erde, und es komme nicht darauf an, wo einer säe, wenn er nur säe; ja sie preisen sich selig wegen des allgemeinen Geschlechtsverkehrs, indem sie sagen, das sei die vollkommene Liebe, und: Der Heilige der Heiligen...... wird geheiligt; sie ließen sich nicht von einem eingebildeten Übel beherrschen; sie seien ja doch erlöst. Nachdem Simon nun so Helena erlöst hatte, bot er den Menschen Heil durch seine S. 156 eigene Weisheit an. Da die Engel die Welt wegen ihrer Herrschsucht schlecht regierten, sei er zur Abhilfe gekommen, in anderer Gestalt, den Mächten, den Gewalten und den Engeln ähnlich, so daß er auch wie ein Mensch erschiene und es doch nicht sei, und in Judäa scheinbar gelitten habe und doch nicht gelitten habe; den Juden sei er als Sohn erschienen, in Samaria als Vater, bei den übrigen Völkern als Heiliger Geist, er lasse es aber über sich ergehen, mit welchem Namen immer ihn die Menschen benennen wollten. Die Propheten hätten ihre Weissagungen, von den weltschaffenden Engeln inspiriert, gemacht. So machen sich die, die an Simon und Helena glauben, bis auf den heutigen Tag kein Gewissen, als Freie zu tun, was immer sie wollen; durch seine Gnade, sagen sie, würden sie gerettet. Wenn einer Böses tue, so sei dies nichts Strafwürdiges, es sei nicht natürlich böse, sondern nach Gesetz. Es haben nämlich die Engel, die die Welt geschaffen, willkürlich Gesetze gemacht in der Meinung, die, welche auf sie hören, so knechten zu können. Sie lehren auch den Weltuntergang zur Erlösung der Menschen, die zu ihnen gehören.
