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Ich meine nun mehr als genügend die valentinische Ketzerei als pythagoreisch nachgewiesen zu haben. Nun dürfte es noch angebracht sein, die Darlegung ihrer Lehren durch Stichproben abzuschließen. Plato1 schreibt nämlich bei Darlegung der Mysterien S. 175 bezüglich des Alls ungefähr folgendes an Dionysius: „Du sollst also in Rätseln sprechen, damit, wenn dem Täfelchen etwas zu Wasser oder zu Lande passierte, der Leser nichts erfahre; so nämlich verhält es sich: Um den König aller Dinge ist alles, und seinetwegen ist alles, und er ist Ursache alles Schönen. Um die zweiten Dinge ist das zweite, um die dritten das dritte. Um den König und die von mir genannten Dinge ist nichts Derartiges. Hernach sucht die Seele zu erfahren, welcher Art jene sind, indem sie auf das ihr Verwandte blickt, von dem sie nichts genügend hat. Sohn des Dionysius und der Doris, das ist die Frage, was der Grund allen Übels ist; ja die Sorge hierum ist in der Seele eingewurzelt, und wenn einer sich diese nicht zur seinigen macht, so kann er in der Tat der Wahrheit nie teilhaft werden. Höre, was Wunderbares darin liegt. Es gibt Menschen, die das gehört haben, bildsame, mit Gedächtnis begabte, gründliche Prüfer und Beurteiler, schon vorgerückten Alters, die sagen, daß das, was seinerzeit glaubwürdig geschienen habe, nun unglaubwürdig erscheine, das damals Unglaubwürdige nun im Gegenteil (glaubwürdig). Behalte das im Auge und nimm dich in acht, daß dich nicht einmal Reue ergreift über das, was dir ungeschätzt entfiel. Deswegen habe ich hierüber nichts geschrieben noch existiert irgendeine Schrift Platos noch wird sie je existieren. Was jetzt gesagt worden ist, stammt von Sokrates, der auch als Jüngling tugendhaft war.“ Da Valentinus darauf gestoßen war, so nahm er den König aller Dinge, von dem Plato gesprochen, zur Grundlage, der da ist Vater und Bythos2 und Sige aller Äonen. Da Plato sagte, das Zweite um das Zweite, so setzte Valentinus als Zweites sämtliche Äonen innerhalb des Horos und als Drittes um das Dritte machte er den ganzen Kosmos außerhalb des Horos und des Pleromas. Und Valentinus hat ihn ganz kurz in folgendem Psalm erklärt, indem er von unten anfing, nicht wie Plato von oben: „Am Äther sehe ich alles im Geiste hangen, alles erkenne ich im Geiste getragen; das Fleisch zwar an der Psyche S. 176 hangend, die Psyche von der Luft hinausgetragen, die Luft am Äther hangend, aus dem Bythos die hervorgebrachten Früchte, aus dem Mutterschoß die kommende Frucht.“ Dies verstand er so: Das Fleisch ist nach ihnen die Materie, die an der Psyche des Demiurgen hängt; die Psyche aber wird aus der Luft hinausgetragen, d. i. der Demiurg aus dem Pneuma, das außerhalb des Pleromas ist. Die Luft wird aus dem Äther hinausgetragen, d. i. die Sophia, die außerhalb (des Pleromas) ist, aus der innerhalb des Horos befindlichen und aus dem ganzen Pleroma; aus dem Bythos entstehen die Früchte, das gesamte Hervorbringen der Äonen aus dem Vater. Die Ansichten des Valentinus sind hinreichend vorgetragen......, den Fortschritt der Schule darzustellen; der eine hat ihre Ansichten so dargestellt, der andere so.
