6.
[Forts. v. S. 202 ] Wird so der Mensch nicht gewürdigt, durch den Glauben die Gnade zu empfangen, so ist er untauglich und unpassend für das Reich. Hat er dagegen die Geistesgnade empfangen, wendet er sich in keiner Hinsicht von ihr ab, verspottet er nicht durch Nachlässigkeit und Schlechtigkeit die Gnade, führt er so einen fortwährenden Kampf und „betrübt er nicht den Geist“1, dann wird er das ewige Leben erlangen können. Denn wie man die Wirkungen der Bosheit aus den Leidenschaften, aus Zorn und Begierlichkeit, Neid und Kummer, schlechten Gedanken und den übrigen Verkehrtheiten wahrnimmt, so muß man die Gnade und Kraft Gottes in den Tugenden, in der Liebe und Güte, Freude, Sanftmut und göttlichen Wonne erfahren. Nur so kann eine Verähnlichung und Vermischung2 mit der guten, göttlichen Natur, mit der huldreichen, heiligen Gnadenkraft statthaben. Bewährt sich der [gute] Wille in jahrelangem Fortschritt und Wachstum, ist er stets mit der Gnade geeint und findet er ihr Wohlgefallen, dann wird er entsprechend seinem Fortschritt durch und durch geistig und erweist sich so, durch den Geist heilig und rein gemacht, als würdig des Reiches. Preis und Anbetung sei dem unbefleckten Vater, Sohn und Heiligen Geist in Ewigkeit. Amen. 25. Homilie.
