6.
Darum muß der, der [den göttlichen Geist] sucht, glauben, dem Herrn sich nahen und flehen, er möge hier schon den göttlichen Geist empfangen. Denn er ist das Leben der Seele. Und darum ist der Herr gekommen, um hier schon der Seele Leben, nämlich seinen Geist, zu geben. „Solange ihr das Licht habt“, sagt er, „glaubet an das Licht. Es kommt die Nacht, wo ihr nicht mehr wirken könnt“1. Wer also nicht hienieden als Lebenselement für seine Seele das göttliche Geisteslicht sucht und empfängt, wird beim Scheiden aus dem Leibe in die Finsternis zur Linken verstoßen, er geht nicht in das Himmelreich ein, er kommt am Ende in die Hölle „zum Teufel und seinen Engeln“2. Gold oder Silber, ins Feuer geworfen, wird nur noch reiner und geläuterter, und nichts, weder Holz noch Gras, vermag es zu verändern. Denn alles, was sich ihm naht, verzehrt es, [alles] wird Feuer. So wird auch die Seele, die im Geistesfeuer und im göttlichen Lichte wandelt, von keinem der bösen Geister irgend welchen Schaden erleiden. Aber sollte sich auch einer (= ein böser Geist) ihr nahen, so wird er vom himmlischen Geistesfeuer verzehrt. Oder: Ein Vöglein, das in die Höhe geflogen, ist ohne Sorge, es S. 259 fürchtet nichts, nicht Vogelsteller noch schädliche Tiere, in der Höhe oben lacht es aller. So lacht auch die Seele, welche die Geistesflügel erlangt und sich zu den Himmelshöhen schwingt, aller, da sie hoch über allen schwebt.
