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S. 61 Über die zehn Glaubenslehren1.
Lesung aus dem Briefe an die Kolosser: „Sehet zu, daß euch niemand verführe durch Weltweisheit und eitlen Trug gemäß menschlicher Überlieferung, auf Grund weltlicher Lehren . . . . !“2
Das Laster ahmt die Tugend nach. Der Lolch will für Weizen gehalten werden; er sieht allerdings dem Weizen ähnlich, aber wer sich darauf versteht, erkennt ihn am Geschmack. „Der Teufel verkleidet sich in einen Engel des Lichtes“3, nicht um dahin zurückzukehren, wo er gewesen war; denn er gleicht einem Ambos, da sein Herz unbeugsam ist und seine Gesinnung niemals Reue kennt. Er will vielmehr diejenigen, welche ein engelgleiches Leben führen, in die Finsternis der Verblendung und in den pestartigen Zustand des Unglaubens stürzen. Viele Wölfe gehen in Schafskleidern einher4. Sie haben die Kleider von Schafen, nicht aber deren Klauen und Zähne. Sie legen ein zahmes Fell an, um durch ihr Aussehen die Unschuldigen zu täuschen; aus ihren Zähnen aber spritzen sie das verderbliche Gift der Gottlosigkeit. Wir brauchen darum göttliche Gnade, nüchternen Sinn, offene Augen, damit wir nicht, Lolch als Weizen essend, aus Unkenntnis Schaden leiden, damit wir nicht, den Wolf für ein Schaf haltend, ihm zur Beute fallen, damit wir nicht, den verderbenbringenden Teufel für einen segenspendenden Engel ansehend, verschlungen werden. „Er geht nämlich umher wie ein S. 62 brüllender Löwe und sucht, wen er verschlingen könne“5, wie die Schrift sagt. Daher die Mahnungen der Kirche, daher diese Vorträge hier, daher die Lesungen.
