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S. 203 Über die Worte: „gekreuzigt und begraben“.
Lesung aus Isaias: „Herr, wer glaubte unserer Predigt? Und wem wurde der Arm des Herrn offenbar? . . . . Wie ein Lamm wurde er zur Schlachtbank geführt usw.“ 1.
Der katholischen Kirche ist zwar jede Tat Christi Gegenstand des Ruhmes. Gegenstand höchsten Ruhmes aber ist das Kreuz. In dieser Erkenntnis sagt Paulus: „Ferne sei es von mir, mich zu rühmen, es sei denn im Kreuze Christi!“2 Etwas Wunderbares war es, daß einer, der von Geburt aus blind war, im Teiche Siloa das Augenlicht erhielt3. Doch was ist der Eine gegen die Blinden der ganzen Welt? Etwas Großes, Übernatürliches war es, daß Lazarus, der schon den vierten Tag tot war, von den Toten auferstand4. Doch nur an ihm hatte sich die Gnade geoffenbart. Was aber ist der eine Lazarus gegenüber denen, die auf dem Erdkreis durch ihre Sünden gestorben sind? Es war ein Wunder, daß fünf Brote zur Ernährung von fünftausend Mann hinreichten5. Doch was sind diese fünftausend gegenüber denen, welche auf dem ganzen Erdkreis Hunger leiden, weil sie in Unwissenheit leben? Wunderbar war die Befreiung des Weibes, welches achtzehn Jahre vom Satan gefesselt war6. Aber was ist dieses eine Weib gegenüber uns allen, welche wir von den Ketten unserer Sünden gefesselt sind? Der Siegeskranz des Kreuzes hat den geistig Blinden Licht gebracht, hat alle, die unter der Sünde darniederlagen, befreit und die ganze Menschenwelt erlöst.
