14.
Einer ist demnach der Herr Jesus Christus, das eingeborene Wort des Vaters selbst, das Fleisch geworden, ohne aufzuhören zu sein, was es war. Es ist auch in der Menschheit Gott geblieben und in der Knechtsgestalt Herrscher und in unserer Entäußerung voll der Gottheit und in der Schwäche des Fleisches Herr der Mächte und im Stande der Menschheit über alle Schöpfung erhaben. Denn was er vor der Fleischwerdung hatte, das behält er unverlierbar; er war ja Gott und wahrer Sohn, Eingeborener und Licht, Leben und Macht; und was er nicht war, hat er des Heilsratschlusses wegen angenommen, indem er die Eigentümlichkeiten des Fleisches sich selbst zu eigen machte. Das in unaussprechlicher und unsagbarer Weise ihm geeinte Fleisch war ja nicht das Fleisch eines andern, sondern sein eigenes Fleisch. So sagt auch der weise Johannes, daß „das Wort Fleisch geworden".1Er ist aber nicht so Fleisch geworden, wie wenn er durch irgendwelche Umgestaltung oder Wandlung oder Veränderung in die Natur des Fleisches übergegangen wäre, und auch nicht so, wie wenn er sich irgendeiner Vermengung oder S. 250 Vermischung oder, wie einige schwatzen, Wesensvereinigung [Synusiosis] unterzogen hätte. Denn das ist unmöglich, weil er seiner Natur nach unwandelbar und unveränderlich ist. Vielmehr hat er, wie gesagt, mit vernünftiger Seele beseeltes Fleisch aus dem jungfräulichen und unbefleckten Leibe angenommen und sich zu eigen gemacht. Die gotteingegebene Schrift pflegt ja nicht selten mit dem Worte „Fleisch" allein den ganzen Menschen zu bezeichnen. Wenn es heißt: „Ich gieße von meinem Geiste aus über alles Fleisch",2so hat Gott damit nicht dem Fleische, welches nicht mit einer vernünftigen Seele beseelt ist, sondern den aus Seele und Leib bestehenden Menschen seinen Geist einzugießen verheißen.
