15.
Das Wort hat also nicht aufgehört zu sein, was es war, da es Mensch wurde, sondern ist auch, als es in unserer Hülle erschien, Wort geblieben. Und Christus ist nicht zuerst Mensch gewesen und später Gott geworden, sondern das Wort war Gott und wurde dann Mensch, damit es in einer und derselben Person Gott und Mensch zugleich sei. Diejenigen aber, welche ihn in zwei Söhne zerteilen und nun zu behaupten wagen, Gott das Wort habe den aus dem Samen Davids geborenen Menschen mit sich verbunden und seiner Würde und Ehre und der Auszeichnung der Sohnschaft teilhaft gemacht und ihn in den Stand gesetzt, das Kreuz zu erdulden und zu sterben und wieder aufzuleben und gen Himmel zu fahren und sich zur Rechten des Vaters zu setzen, um seiner Beziehung zu Gott wegen von der ganzen Schöpfung die Ehren der Anbetung zu empfangen, diese Leute predigen erstens zwei Söhne und verkehren sodann den Inhalt des Geheimnisses törichterweise in sein Gegenteil. Denn Christus ist, wie gesagt, nicht aus einem Menschen Gott geworden, sondern das Wort ist, da es Gott war, Fleisch, das heißt Mensch geworden. Es wird aber gelehrt, daß er sich entäußert hat, weil er vor der Entäußerung die S. 251 ganze Fülle dessen besaß, was ihm zukommt, insofern er Gott ist. Er ist eben nicht aus der Leere aufgestiegen zur Fülle; er hat sich vielmehr aus göttlichen Höhen und unaussprechlicher Herrlichkeit selbst erniedrigt, nicht aber ist er als niedriger Mensch zur Höhe erhoben und mit Herrlichkeit gekrönt worden. Ein Freier hat Knechtsgestalt angenommen, nicht ein Knecht die Herrlichkeit der Freiheit erlangt. Der, der in der Gestalt des Vaters und ihm gleich war, ist den Menschen ähnlich geworden, nicht ein Mensch durch Teilnahme Gott ähnlich geworden.
