§ 2.
1) Das Äußere der Zeremonien soll, gleich den Wandbildern einer Vorhalle, den Unvollendeten zur Beschauung überlassen bleiben; der Unterricht des Verfassers will aber ins Innere des Heiligtums einführen und auf die verborgenen Wahrheiten zurückgehen. 2) Hiezu bedarf es des vorleuchtenden Beistandes Christi. 3) Deshalb erfolgt eine unmittelbare Anrufung des heiligsten Sakramentes, daß es sich in unverschleierter Schönheit dem betrachtenden Auge zeigen möge.
Dieses Äußere (der Zeremonien) also, wie ich sagte, die schönen Wandbilder in der Vorhalle des Heiligtums (ἄδυτον), wollen wir den noch Unvollendeten zu einer S. 123 für sie ausreichenden Betrachtung überlassen. Wir dagegen wollen von den äußeren Wirkungen hinweg zu den inneren Ursachen bei unserer heiligen Kommunion vordringen und, Jesus zur Leuchte des Weges nehmend, der geziemenden Betrachtung der geistigen Wahrheiten uns hingeben, welche die selige Schönheit der Urtypen in deutlichem Glanze erscheinen läßt1.
Du aber, göttlichstes und heiliges Sakrament, entkleide dich der rätselhaften Hüllen, welche um dich in sinnbildlichen Formen gelegt sind, zeige dich uns in weithin strahlendem Glanze und erfülle die Augen unseres Geistes mit dem einfachen Strahl deines unverhüllten Lichtes.
Das schöne Gleichnis von der Vorhalle und dem Innern des Heiligtums ist bei Neuplatonikern und Kirchenvätern gleicherweise gerne benützt. Plotin und Proklus wenden es auf ihre philosophischen Lehren an. Basilius hom. 2 in hexaem. 1 (M. 29, 28 C) und Chrysostomus de compunct. 1, 6 (M. 47, 402) illustrieren damit die allmähliche Einführung in die christlichen Wahrheiten. ↩
