§ 7b.
1) Wenn die Entlassung der Katechumenen, der (trotzigen) Sünder, der Energumenen und der Büßer, welche entweder noch am Anfange oder schon näher am Ende des Bußweges stehen, erfolgt ist, beginnt die heilige Gemeinde ein Lob- und Dankgebet zur göttlichen Güte. 2) Die Namen für dieses Gebet sind: Hymnologie, Symbolum der Religion, Dankgebet. 3) Die letzte Bezeichnung findet vor den andern den Beifall des Verfassers, weil in dem Gebet umfassende Erwähnung der Großtaten Gottes an uns geschieht: der Schöpfung, Erlösung und Heiligung.
Nachdem aus dem Tempel Gottes und von der für sie zu erhabenen Opferhandlung erstens diejenigen fortgewiesen sind, welche noch gar keine Belehrung und Anteilnahme hinsichtlich der Sakramente genossen haben, zweitens nach ihnen die vom heiligen Leben Abtrünnigen, drittens dann jene, welche wegen mangelnder Festigkeit den Schreckmitteln und Phantasievorstellungen der feindlichen Mächte leicht zugänglich sind, weil sie noch nicht durch energische und unbeugsame Hinwendung zum Göttlichen das Unbewegliche und Tatkräftige des S. 133 gottähnlichen Zustandes erlangt haben, viertens darauf die Klasse derjenigen, welche zwar von dem verkehrten Leben abgelassen haben, aber noch nicht durch eine göttliche und lautere innere Verfassung und Liebe von den Phantasiebildern des frühem Lebens gereinigt sind, fünftens endlich diejenigen, welche noch nicht ein für allemal eingestaltig geworden und noch nicht, um in der Sprache des Gesetzes zu reden, von jedem Tadel und Fehler frei sind1 —, nachdem also alle diese entlassen sind, schauen die ganz heiligen Priester der hochheiligen Liturgie, Freunde der Beschauung, in heilig-geziemender Weise die allerheiligste sakramentale Feier und preisen in einem umfassenden Preisgebet die Wohltaten wirkende und Wohltaten spendende Urquelle, von der uns die Sakramente des Heiles geoffenbart wurden, welche die heilige Vergottung der Empfänger der Sakramente bewirken.
Diesen Lobpreis nennen die einen „Hymnologie“ (Preisgebet), die andern das „Symbolum“ (Glaubensbekenntnis) der Religion2, wieder andere aber mit einer, wie ich glaube, göttlicheren Bezeichnung "Dankgebet der Hierarchie“, weil es die heiligen Gaben umfaßt, die uns von Gott erwiesen worden sind. Denn alle die geprie- S. 134 senen Taten Gottes scheinen mir mit Rücksicht auf uns ins Werk gesetzt worden zu sein. Aus Güte hat dieses Gotteswerk unserer Natur und unserm Leben Bestand gegeben, nach urbildlichen Schönheiten das Ebenbild Gottes in uns gestaltet und zur Gemeinschaft eines göttlicheren Zustandes und Aufstieges geführt. Es hat meines Erachtens beim Anblick unserer aus Nachlässigkeit verschuldeten Armut an den göttlichen Gaben uns mit neu gewährten Gnaden wieder in den ehemaligen Zustand zurückgerufen, durch die vollständige Annahme unserer Natur die vollkommenste Mitteilung der eigenen Güter gütig vollzogen und auf diesem Wege uns die Gemeinschaft mit Gott und dem Göttlichen gewährt.
Diese Aufzählung bei Dion. (vgl. auch e. h. III, 3, 7; IV, 3, 3; VI, 1, 1) deckt sich durchaus nicht mit den herkömmlichen Namen der „Bußstationen“. Eine merkwürdige Übereinstimmung aber ergibt sich mit den von Eusebius in ps. 24 vers. 8—9 (M. 28, 228) bezeichneten Unterschieden unter den Christen: 1) ἁμαρτάνοντες, 2) ἐπιστρέφοντες ἑξ ἁμαρτίας, 3) ἐν ἀρετῇ προκόπτοντες, 4) τελειότεροι. — Fügen wir die Katechumenen vorne an, so erhalten wir dieselbe Fünfzahl und dieselbe Charakteristik wie bei Dionysius, der aber die fünf bezeichneten Grade nicht im vollen Sinn zur christlichen Gemeinde (λαὸς ἱερός) rechnet. ↩
Der Ausdruck σύμβολον τῆς θρησκείας, der hier zugleich mit ὁμολογία (so ist zu lesen statt ὑμνολογία, vgl. Progr. S. 34—89) und ἱεραρχικὴ εὐχαριστία als herkömmliche Bezeichnung dieses Teiles der Liturgie angeführt wird, deutet gebieterisch auf „Glaubensbekenntnis, Credo“. Es ist somit im Zusammenhang mit dem historischen Faktum, daß 476 von dem monophysitischen Patriarchen von Antiochien Petrus Fullo das Credo in die Liturgie aufgenommen wurde, auch ein bestimmter Terminus post quem für die Abfassung der Dion. Schriften gewonnen. ↩
