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Bild also bist du, o Mensch, ein Bild aus der Hand des Herrn deines Gottes. Einen guten Künstler und Bildner hast du. Zerstöre das schöne Bild nicht, das nicht von Schein, sondern von Wahrheit strahlt, nicht von Wachs, sondern von der Gnade geprägt ist! Du zerstörst, Weib, das Bild, wenn du dein Gesicht mit stofflicher Schminke bestreichst, mit künstlicher Röte übergießest. Das ist ein Bild von falscher, nicht von wahrer Schönheit; das ist ein Trugbild, das nicht der echten Wirklichkeit entspricht; das ist ein vergängliches Bild Regen oder Schweiß verwischt es ; dieses Bild lügt und trügt. Es gefällt schon dem nicht, dem du gefallen möchtest und der weiß, daß nicht deine, sondern fremde Schönheit Gefallen erwecken soll; und es mißfällt deinem Schöpfer, der sein Meisterwerk zerstört sieht. Sage mir: wenn du hinter dem Rücken eines Meisters einen zweiten beiziehen wolltest, der jenes ersteren Werk mit neuen Malereien überarbeitete, müßte jener nicht ungehalten sein, wenn er sein Werk verfälscht fände? Gib das Bild Gottes nicht preis und tausche dir nicht dafür das Bild einer Buhlerin ein! Denn es steht geschrieben: „Sollte ich die Glieder Christi nehmen und zu Gliedern einer Buhlerin machen? Das sei ferne!“ Wer also das Werk Gottes fälscht, begeht einen großen Frevel. Denn ein großer Frevel wäre es zu glauben, daß ein Mensch dich besser malen könne als Gott. Schlimm wäre es, wenn Gott von dir S. 270 sagen müßte: „Das sind nicht meine Farben, die ich sehe, nicht mein Bild, das ich schaue, nicht das Antlitz, das ich geformt habe. Fort damit, es ist nicht mein! Geh zu dem, der dich gemalt hat, mit ihm halt es, von ihm laß dich entlohnen, dem du zu verdienen gegeben hast!“ Was willst du antworten?
