3. (2. Cap.) Niemandem darf die letzte Buße verweigert werden.
„Wir hörten, daß den Sterhenden die Buße verweigert und der Sehnsucht Derjenigen nicht willfahrt werde, welche zur Zeit ihres Hinscheidens wünschen, daß man ihrer Seele durch dieses Heilmittel zu Hilfe komme. Wir schaudern, ich gestehe es, daß sich ein so Gottloser findet, der an Gottes Güte verzweifelt, als ob es ihm nicht möglich wäre, Demjenigen zu Hilfe zu eilen, der zu irgend welcher Zeit seine Zuflucht zu ihm nimmt, und den unter einer Last von Sünden Gefährdeten von dem Gerichte zu befreien, dessen er sich zu entledigen wünscht. Was ist denn das, ich bitte (euch), Anderes, als den Sterbenden noch vollends tödten und dessen Seele durch den grausamen Spruch, daß sie nicht losgesprochen werden könne, morden? Ist doch Gott zum Helfen so gerne bereit, daß er selbst zur Buße durch die Verheißung einladet: 1 „An welchem Tage immer der Sünder sich bekehrt, so werden ihm seine Sünden nicht angerechnet werden,„ und wieder: 2 „Ich will nicht den Tod des Sünders, sondern nur daß er sich bekehre und lebe.“ Es nimmt also ein Jeder dem Menschen sein Heil, der zur Zeit des Todes die Buße für die Vergangenheit (ihm) verweigert. Er verzweifelte an der Barmherzigkeit Gottes, weil er nicht glaubte, es genüge ihm auch ein Augenblick, um den Sterbenden zu helfen. Der am Kreuze zu Rechten Christi hängende Räuber hätte seine Belohnung verloren,3 wenn ihm nicht die Buße einer Stunde zu gute gekommen wäre. Da er seine Strafe litt, bereute er und verdiente sich durch ein einziges Wort des Bekenntnisses S. 392 nach Gottes Verheissung die Wohnung des Paradieses. Die wahre Bekehrung der Sterbenden zu Gott ist vielmehr nach der Gesinnung, nicht nach der Zeit zu schätzen, wie Dieß der Prophet mit den Worten ausspricht:4 „Wenu du dich bekehrst und seufzest, dann wirst du gerettet sein.„ Da also der Herr auf das Herz sieht, so darf die Buße zu keiner Zeit dem verweigert werden, der sie verlangt, da er sich jenem Richter verbindlich macht, von dem er weiß, daß ihm alles Verborgene offenbar ist.“ 5
