6.
Wenn du also ein Diener Gottes bist, so meide törichte und ungeschickte Fragen, die nur zu Streitigkeiten führen! Ein Diener Gottes darf nicht streiten; denn Streit ist der Feind der Liebe und des Glaubens. Und wer diese beiden verliert, kann weder Göttliches noch Menschliches erkennen. Das beachte, wenn du Religion besitzest! Das bewahre, wenn du wahrhaft gottesfürchtig bist! Vermeide es, über das zu disputieren, was die Grenze menschlichen Erkennens überschreitet! In gewissem Sinn leugnet Gott, wer ihn beweist; denn eine Verteidigung läßt man nur einem Schwachen zuteil werden; und der kann Gott nicht mehr Ehrfurcht entgegenbringen, der da meint, es sei seiner Begabung zu verdanken, daß Gott anerkannt wird. Im übrigen: Das ist die wahre Größe des Glaubens, daß der Mensch Gott treu dient; daß er auf ihn allein sein Vertrauen setzt; daß er erkennt, daß er seine Bezeichnung Fidelis (der Gläubige) von Fidelitas (Glaubenswilligkeit) und Fiducia (gläubi- S. 66 ges Vertrauen) trägt; daß er ein schuldloses Leben führt; daß er nur mit einem guten Gewissen, aber nicht mit Geschwätzigkeit, die in Wirklichkeit die Mutter von Sünde ist, Gott zu erkennen wagt; daß er die eine Fülle der Macht der Dreifaltigkeit, die als einem im Geist, als eine im Glauben erfaßt wird, nicht verletzt, sondern verehrt.
