Inhaltsangabe
*Das Verhältnis von Geist und Körper beschäftigte das christliche Altertum mehrfach. Die Ausführungen des Laktantius in seinen Institutiones divinae (vgl. z. B. II 12; III 12, VII 5 usw.) lassen das erkennen. Zeno selbst zeigt sich mehrfach von ihm beeinflußt. Doch mehr als Laktantius bringt er die Frage in Zusammenhang mit der Menschwerdung des Gottessohnes. Er geht aus von einem Widerspruch, der vorhanden zu sein schien zwischen dem Bericht der Genesis über die Schöpfung des Menschen aus Erde und der Erwähnung eines „zweiten himmlischen Menschen„ in 1 Kor. 15, 47 und der Erwähnung „eines Menschensohnes, der schon vorher im Himmel war und vom Himmel herabstieg“ in Joh. 3, 13. Er löst den Widerspruch mit dem Hinweis auf den Gottessohn, der zugleich Menschensohn war. In der Menschwerdung desselben fin- S. 145 det er das Walten der Vorsehung, die Bedeutung der Verbindung von Leib und Seele und das höchste Ziel des Menschen ausgesprochen (Kap. 1). Im 2. Kap. zeichnet er die Veranlassung der Menschwerdung. Gott hat zum Schluß der Weltschöpfung den Menschen als sein Bild geschaffen, seinen Leib aus Erde gebildet, ihm eine Seele eingehaucht, ihn mit Sinnesvermögen und Verstandeskraft ausgestattet. Er gab ihm sein Gebot und gab ihm die Willensfreiheit zur Wahl zwischen Gut und Bös. Der Teufel verführte ihn in der Gestalt der Schlange durch das Weib und stürzte ihn und mit ihm durch die Vererbung das ganze Menschengeschlecht ins Verderben. Krankheit und andere Übel suchen ihn im Leben heim. Schließlich verfällt sein Leib dem Tod, seine Seele aber den ewigen Strafen. Aus Liebe zu seinem Ebenbild stieg der Sohn Gottes, der Schöpfer der Welt, vom Himmel herab, schloß im Schöße der Jungfrau Gott in einem Menschen ein. Er lehrte die Gerechtigkeit, nahm den Tod auf sich und verschaffte dadurch auch der Menschheit den Zutritt zur Unsterblichkeit, Die Menschwerdung offenbart die Vorsehung, das Leiden das Heilssakrament, die Auferstehung das Ziel des Menschen (Kap. 3). Für die letztere ist es von Bedeutung, zu wissen, daß der Mensch aus zwei verschiedenen Elementen, Leib und Seele, besteht und zwei verschiedene Lebensformen aufweist, das körperliche Leben, das von der Natur stammt und kurz ist, und das geistige Leben, das von der Taufe stammt und die Unsterblichkeit genießt. Die beiden Formen stehen aber in beständigem Kampf (Kap, 4). Das Fleisch lädt in verlockenden Formen zum Genuß des Lebens ein (Kap. 5). Dagegen verpflichtet der Geist, diese Genüsse zu fliehen und der Welt zu entsagen (Kap. 6). Das Leben des Geistes ist aber schwerer, weil seine Güter unsichtbar, nur mit Mühe zu erreichen sind und erst der Zukunft angehören, während die Güter des Fleisches der menschlichen Natur mehr zusagen, mühelos zu gewinnen und greifbar sind. Daher wird aus Furcht S. 146 oder Mangel an Glauben sehr oft den Gütern des Fleisches der Vorzug gegeben (Kap. 7). Aber das bedeutet für den Menschen eine Täuschung; denn das Fleisch und seine Reize sind vergänglich, endigen mit dem Tode und verfallen noch obendrein den Höllenstrafen (Kap. 8). Nur Toren ziehen den Leib der Seele vor. Christen bemühen sich um das Bessere; und es liegt in ihrem freien Willen, zum ewigen Lohn oder zu ewiger Strafe zu gelangen (Kap. 9).
