3.
Im Grund des ganzen Baues liegen nicht wie beim jüdischen Tempel sehr viele Steine,1 sondern nur ein einziger, aber großer, herrlicher, kostbarer, einzigartiger Stein,2 der auch allein die ganze Last des viereckigen Turmes3 trägt. Diesen Bau stützt nicht in verschiedenartiger Weise eine nicht übersehbare starke Reihe von Säulen;4 denn ihm genügen sieben allein.5 Mit ihm ist nicht verbunden ein ehernes Meer;6 denn in ihm befindet sich das lebendige Meer seines ewig sprudelnden Quells,7 ein Meer, das nicht die Menschen schiffbrüchig werden läßt, sondern die Schiffbrüchigen zu einem seligen Leben führt.8 Er weist nicht Gold und Silber auf;9in seinen Märtyrern schließt er alles zusammen. Er verlangt nicht nach einem Licht der Fenster;10 denn immerdar leuchtet in ihm die ewige Sonne.11 Drei unschätzbare Stücke, die sich zu einer vollkommenen Einheit zusammenschließen, S. 172 sind ihm eigen:12 Ein geheimer Raum,13zwölf immer offene Tore,14 die vor jedem feindlichen Angriff ein Zeichen schützt, das in der Form des Buchstabens Tau in die Höhe ragt.15 O es ist eine wunderbare Sache! Täglich wird dieser Bau aufgeführt, täglich wird er eingeweiht. Zu jeder Zeit wird er mit blühenden Blumen und verschiedenen Edelsteinen, Kleinodien, Perlen geschmückt. Und weil er ein lebendiger Bau ist, hat er als Dach nur den Himmel über sich.
3 Kön. 5, 17; 7, 10. ↩
Eph. 2, 20. ↩
Die Bezeichnung des Kirchenbaues als eines Turmbaues erinnert an den Hirten des Hermas, der die Entwicklung der Kirche als einen Turmbau faßt (Vis. III, 8, 9). Die griechisch geschriebene Schrift war schon um 300 in Afrika in das Lateinische übersetzt worden und so Zeno zugänglich. ↩
3 Kön. 7, 6. ↩
Anspielung auf Spr. 9, 1: Sapientia aedifieavit sibi domum, excidit columnas Septem. ↩
3 Kön. 7, 23—26. 39; 2 Paral. 4, 2—5. ↩
Anspielung auf die Taufe. Frühzeitig wurde die Taufe unter dem Bilde der Quelle versinnbildet. Vgl. F. J. Dölger, IXOY2, I, Das Fischsymbol in frühchristlicher Zeit. 2. Aufl. (Münster 1928), S. 95 f. ↩
Nach der Lesart der Ballerini: non quod naufragos faciat, sed quod naufragos ad vitam suavem perducat. Der Text bei Giuliari: non quod naufragos ad vitam suavem perducat geht wohl auf ein Druckversehen zurück. ↩
Vgl. die Schilderung des Tempels von Jerusalem 3 Kön. 7, 51; 2 Paral. 5, 1. ↩
3 Kön. 6, 4. ↩
Vgl. Offenb. 21, 23. ↩
In dem Satze: Inaestimabilia unius plenitudinis tria illa sunt membra fanden frühere Erklärer eine Anspielung auf die Dreifaltigkeit; die Ballerini wiesen auch auf die streitende, leidende und triumphierende Kirche hin. Doch beziehen sich die drei Stücke wohl nur auf die genannten Teile des Kirchenbaues: Secretarium, zwölf Tore und Kreuzbild. ↩
Als secretarium erscheint bei Paulinus von Nola der Aufbewahrungsort für die Opfergaben und für die Gewänder: Hie locus est veneranda penus qua conditur et qua Promitur alma sacri pompa ministerii. (Ep. ad Sev. 32.) Hier ist es wohl die Opferstätte selbst. ↩
Vgl. Offenb. 21, 12—21; vielleicht eine Anspielung auf die zwölf Apostel. ↩
Das signum in modum Tau litterae prominens ist das Kreuzeszeichen. In dem Zeichen, das nach Ezech. 9, 4—6 in der Form eines griechischen Tau auf die Stirne derer gezeichnet werden mußte, die nicht am Götzendienst teil genommen hatten und deshalb von der Tötung verschont blieben, sah die christliche Tradition schon frühzeitig das Kreuzzeichen angedeutet: Tert. adv. Marc. III, 22: Ipsa est enim litera Graecorum Tau, nostra autem T, species crucis, quam portendebat futuram in frontibus nostris apud veram et catholicam Hierusalem. Vgl. Cypr. test. II, 22 u. ö. ↩
