2.
Armer Mensch! Warum quälst du dich in deinem glühenden eitlen Verlangen nach dem Metall des Goldes und des Silbers1 mit nutzloser Sorge? Warum häufst du große Massen von Talenten zusammen? 2 Warum suchst du ruhelos ob unnötiger Sorge Dinge aufzubewahren, die doch einmal hier zurückbleiben werden, sogar ohne dir selbst etwas von ihnen zu gönnen? Obendrein klagst S. 141 du über Not, du, der du gar nicht weißt, was du besitzest! Was du auch tun magst: Nichts von dem wirst du ins Jenseits mitnehmen. Dinge, die der Natur gehören, lassen sich zwar von einem Ort zum andern bringen, aber ihr nicht endgültig entziehen. Schließlich werden ja auch Gold und Silber, die in mühevoller Arbeit tief dem Schöße der Erde entrungen werden, wiederum der Erde zur Verwahrung anvertraut; es handelt sich bei ihnen um eine Sache, bei der es sich so verhält: ihr Besitz stellt eine trügerische Freude dar; das Bekanntwerden desselben wird ganz sicherlich zu einer Gefahr. Aber es ist nicht nötig, auf Einzelheiten einzugehen. Alle schlimmen Folgen werden schon klar durch den einen Hinweis auf das Prophetenwort: „Die Götzen der Heiden sind Gold und Silber."3 Daraus ergibt sich klar, daß, wer Gold und Silber liebt, nicht allein Götter anbetet, sondern auch deren Sitten und Taten nachahmt. Das läßt sich leicht beweisen, und wir wollen sehen, was demnach unsere Aufgabe ist. 4
Nach der Lesart der Ballerini; auri argentique metalli incensus vana cupiditate, vana cura torqueris (Giuliani auri argentique cupiditate metallis incensus, vana cupiditate, vana cura torqueris ...). ↩
Nach der Lesart der Ballerini: Quid talentorum magnas strues congeris (Giuliari: ...struis congeries). ↩
Ps. 113, 12. ↩
Nach der Lesart der Ballerini: illa intwrim, quae nostra sunt, videamus (Giuliari: illa cum interim, quae nostra sunt, videmus). ↩
