3.
Mein Christ, wenn die Wahrheit gesagt werden soll, so verabscheust du Gold und Silber auf Götzenbildern, aber nicht in deinem Herzen.1 Du siehst doch, daß auf den unzähligen in runder Münze geprägten Gold- und Silberstücken ebenso wie in den Tempeln sich Bilder und Abzeichen der Könige finden; und es ist gar kein Unterschied, als daß sie in deinem Haus kleiner, im Tempel aber größer sind; gibst du diese Stücke aus, so sind sie Geld; bewahrst du sie auf, so sind sie Götzenbilder. Und du, Dienerin Christi, auch deine Verabscheuung des Götzenbildes ist eine Täuschung; glaube es mir: du bringst ihm innerlich Verehrung entgegen, wenn du seinen S. 142 Schmuck, sein Bild nicht ablegst. Du schreitest zur Kirche Gottes, den ganzen Leib durch Kunstschmuck verschiedener Art in Gold gehüllt, schwer tragend an dem fluchwürdigen Metall, du, sonst allenthalben empfindsam, aber unter der Last des Geschmeides2 stark. Schließlich kannst du bei der Unbiegsamkeit deines Schmuckgewandes auch beim Gebet dich nicht verneigen, nicht die Hände ausstrecken, scheust dich auch, die im Geschmeide schwellende Brust auf den Boden niederzuwerfen. Und wenn du die Beichte ablegst, beugst du wohl deinen Nacken, aber nicht aus Demut, sondern infolge deiner Last: du bist mehr um deinen Schmuck als um dein Seelenheil besorgt. Was glaubst du von Gott erbitten zu können, wenn dein Beten gerade mit Dingen sich vollzieht, um derentwillen Gott zürnt! Öffne doch die Augen deines Herzens, und du wirst finden, daß dein Beten mehr eine Beleidigung als ein Gebet ist.
Und schließlich, Brüder, wird eine Frau, die Christus nicht fürchtet, auch ihren Mann nicht fürchten.
