Kap. 19. Es kann aber auch ganz wörtlich als die zum Leben erforderliche Nahrung aufgefaßt werden, die wir immer nur für den einzelnen Tag von Gott erbitten dürfen.
Man kann es aber auch so auffassen, daß wir, die wir der Welt entsagt und ihren Reichtum und Prunk im Vertrauen auf die geistliche Gnade abgeworfen haben, nur um Speise und Lebensunterhalt für uns bitten, weil der Herr lehrt und sagt: „Wer nicht allem entsagt, was sein ist, der kann nicht mein Jünger sein„1 . S. 182 Wer aber angefangen hat, Christi Jünger zu sein und nach dem Worte seines Meisters allem entsagt, der darf nur um die gleiche Nahrung flehen und nicht auf lange hinaus Wünsche und Bitten äußern, wie abermals der Herr selber vorschreibt und sagt: „Sorget nicht für morgen; denn der morgige Tag wird selbst für sich sorgen. Jedem Tage genügt seine Plage“2 . Mit Recht also bittet der Jünger Christi, dem es verboten ist, für den kommenden Tag zu sorgen, immer nur für e i n e n Tag um seinen Lebensunterhalt; denn es wäre ein unvereinbarer Widerspruch, wenn wir lange auf dieser Welt zu leben suchten, obwohl wir doch darum bitten, daß das Reich Gottes bald zu uns kommen möge. Ebenso mahnt auch der selige Apostel, indem er die Festigkeit unserer Hoffnung und unseres Glaubens sichert und kräftigt. „Nichts„, sagt er, „haben wir in diese Welt hereingebracht, wir können aber auch nichts mit uns fortnehmen. Haben wir also Nahrung und Kleidung, so lasset uns damit zufrieden sein! Die aber reich werden wollen, fallen in Versuchung und Fallstricke und viele schädliche Lüste, die den Menschen in Verderben und Untergang versenken. Denn die Wurzel aller Übel ist die Habsucht; und einige, die ihr anhingen, haben am Glauben Schiffbruch gelitten und haben sich in viele Schmerzen gestürzt“3 .
