Dritter Artikel. In Kriegen darf man sich der Hinterhalte bedienen.
a) Das scheint unerlaubt. Denn: I. „Gerecht führe aus was gerecht ist,“ heißt es Deut. 16. Hinterhalte legen aber heißt betrügen. II. Ein Hinterhalt ist so gut wie eine Lüge und somit gegen die Wahrhaftigkeit und den guten Glauben. Dies ist aber verboten. III. Matth. 7. heißt es: „Was ihr wollt, daß euch die Leute thun, das thuet ihnen auch.“ Keiner aber will, daß man ihm Hinterhalte lege und Nachstellungen bereite. Also darf man dies auch nicht anderen gegenüber. Auf der anderen Seite sagt Augustin (sup. Jos. qu. 10.): „Ob man in einem gerechten Kriege offen kämpft oder aus Hinterhalten, das hat mit der Gerechtigkeit nichts zu thun.“
b) Ich antworte, solche Hinterhalte sollen den Feind täuschen. In doppelter Weise nun wird jemand durch Worte oder Thaten eines anderen getäuscht: 1. so, daß ihm die Unwahrheit gesagt oder das Versprochene nicht gehalten wird, und das ist, selbst dem Feinde gegenüber, immer unerlaubt; denn „es giebt auch ein gewisses Kriegsrecht, das man den Feinden selber gegenüber beobachten muß,“ sagt Ambrosius (de off. 29.). Es wird 2. jemand durch unsere Worte oder Thaten getäuscht dadurch, daß wir ihm das Verständnis derselben nicht eröffnen, ihn darüber nicht aufklären. Das ist aber keine Pflicht für uns. Denn selbst in der heiligen Lehre muß man Manches aus Klugheit, zumal vor Ungläubigen verbergen, damit sie nicht spotten: „Gebet das Heilige nicht den Hunden,“ ermahnt der Herr. (Matth. 7.) Wir können also den Feinden verbergen, was wir thun; und gehört diese Kunst eigens zur Kriegskunst, daß unsere Absichten den Feinden verborgen bleiben, nach Sext. Jul. Frontinus lib. I. Stratagem.Francorum. Solche Hinterhalte bilden sonach keinen eigentlichen Betrug und widerstreiten nicht der Gerechtigkeit und ebensowenig einem geregelten Willen. Vielmehr wäre jener Wille ungeregelt, der da möchte, der Feind solle ihm nichts verbergen.
c) Damit beantwortet.
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