Dritter Artikel. Man kann an und für sich Opfergaben darbringen von Allem, was man erlaubterweise besitzt.
a) Dem steht entgegen: I. Nach 1. Idem, ff. de Condict. ob turp. caus. besitzt ein öffentliches Mädchen erlaubterweise, was es durch seinen Körper erworben. Davon darf man aber keine Opfergabe darbringen, nach Deut. 13.: „Den Lohn derjenigen, die sich preisgiebt… sollst du nicht opfern im Hause Gottes.“ II. Der für einen Hund erhaltene Preis soll nicht im Hause Gottes dargebracht werden. Dies ist aber ein rechtmäßiger Besitz. III. Malach. 1,8. heißt es: „Wenn ihr Lahmes und Schwächliches opfert, ist das nicht schlecht?“ Das ist aber etwas rechtmäßig Besessenes. Also darf man nicht von Allem, was man rechtmäßig besitzt, Opfergaben darbringen. Auf der anderen Seite heißt es Prov. 3.: „Ehre den Herrn deinen Gott von deinem Vermögen aus.“
b) Ich antworte mit Augustin (de verb. Dom. serm. 35.): „Wenn du jemanden infolge seiner Ohnmacht beraubtest und von dem Raube einem Richter mitteiltest, daß er zu deinen Gunsten Recht spräche, so groß die Kraft der Gerechtigkeit ist, dies würde auch dir selber mißfallen. Nicht aber ist Gott ein solcher, wie nicht einmal du selber sein wolltest.“ Deshalb sagt Ekkli. 34.: „Wer aus ungerechtem Gute opfert, dessen Gabe ist befleckt.“ Also von dem ungerechterweise Erworbenen darf keine Opfergabe dargebracht werden. Nun waren im Alten Bunde, in welchem man der Figur diente, manche Dinge auf Grund dessen, was sie bezeichneten, für unrein erachtet; die man deshalb nicht Gott darbringen durfte. Im Neuen Bunde aber wird nach Tit. l. jede Kreatur Gottes für rein erachtet, soweit selbe an und für sich betrachtetwird; und so darf man im Neuen Bunde aus Allem, was man rechtmäßig besitzt, Gott etwas darbringen. Nur auf Grund äußerlicher Umstände trifft es sich, daß von manchem erlaubtermaßen Besessenen Gott nichts dargebracht werden darf; z. B. wenn dies einem anderen zum Nachteile gereichte, wie der Sohn nicht darbringen darf, was ihm notwendig ist, um den Vater zu ernähren, was bei Matth. 15. vom Herrn verworfen wird; — oder wenn daran Ärgernis genommen würde oder damit Verachtung verbunden wäre oder dgl.
c) I. Der gedachte Lohn ward im Alten Bunde als unrein betrachtet. Im Neuen Bunde wird solche Opfergabe zurückgewiesen auf Grund des Ärgernisses; damit man nicht meine, daß die Kirche solche Sünden begünstige, weil sie den Gewinn daraus annehme. II. Der Hund war nach dem Gesetze ein unreines Tier. Wohl wurden nun andere unreine Tiere losgekauft und der erzielte Preis geopfert, nach Lev. ult. 27. Der Hund aber ward weder geopfert noch losgekauft; sowohl weil man in den Opfern der Götzendiener Hunde gebrauchte als auch weil die Hunde Raubsucht bezeichnen und vom Geraubten darf man nicht opfern. Dieses Verbot besteht nicht im Neuen Bunde. III. Die Opferung eines blinden oder lahmen Tieres war unerlaubt: 1. auf Grund dessen, wozu es dargebracht wurde, nach Malach, 1, 8.; denn die Opfertiere mußten fleckenlos sein; — 2. auf Grund der damit verbundenen Verachtung; weshalb I. c. hinzugefügt wird: „Ihr habt meinen Namen befleckt, weil ihr sagtet: Der Tisch des Herrn ist befleckt und was darauf liegt, ist verächtlich;“ — 3. auf Grund des vorgängigen Gelübdes; denn was man gelobt, soll man ganz erfüllen: „Verflucht sei der trugvolle, der in seiner Herde ein Männchen hat und da er sein Gelübde erfüllt, opfert er etwas Schwächliches dem Herrn.“ Diese Ursachen nun gelten auch im Neuen Bunde; bestehen sie in einem besonderen Falle nicht, so ist die betreffende Opfergabe nichts Unerlaubtes.
