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Works Thomas Aquinas (1225-1274) Summe der Theologie
Secunda Pars Secundae Partis
Quaestio 96

Dritter Artikel. Gebräuche oder Zeichen zu beobachten, welche zum Zwecke haben, Glück und Unglück vorauszusagen, ist unerlaubt.

a) Dies scheint nicht. Denn: I. Unter anderen sind auch Krankheiten Unglücksfälle. Ihnen aber gehen, wie die Ärzte dies beobachten, einige Vorzeichen voraus. Daraus so z. B. die Krankheit voraussagen kann nicht unerlaubt sein. II. Die allgemeine Erfahrung lehrt, daß gewisse Zeiten und Orte, Begegnung gewisser Personen, gewisse Worte, die man hört etc., Vorzeichen sind für Glück oder Unglück. Also ist da nichts Unerlaubtes, dies zu beobachten. III. Die Thätigkeiten der Menschen und die Begebnisse überhaupt in der Welt werden von der göttlichen Vorsehung gemäß einer gewissen Ordnung geregelt. Dazu aber gehört, daß das Vorhergehende ein Zeichen des Nachfolgenden ist; wie z. B. was den alten Vätern begegnet ist, als ein Zeichen betrachtet wird dessen, was in uns vollendet wird, nach 1. Kor. 10. Solche von der Vorsehung ausgehende Ordnung zu betrachten, kann daher nicht unerlaubt sein. Auf der anderen Seite heißt es bei Augustin (II. de doctr. christ. 20.): „Zu den mit den Dämonen eingegangenen Übereinkommen gehören Tausende unserer Beobachtungen und Gebräuche; wie wenn ein Ohr klingt; wenn vereint spazierengehenden Freunden ein Hund, ein Stein, ein Kind in den Weg kommt; oder wenn man auf die Schwelle tritt, da jemand vor dem Hause vorübergeht; ins Bett zurückgeht, wenn man beim Anlegen der Schuhe nießt; nach Hause zurückkehrt, wenn man vorangehend irgendwo angestoßen hat; wenn man mehr an das künftige Unglück als an den gegenwärtigen Schaden denkt, falls die Motten ein Kleid zerfressen haben.“

b) Ich antworte, solche Dinge betrachten die Menschen selber nicht als Ursachen künftiger Begebnisse, sondern als reine Zeichen. Und da diese Zeichen nicht von Gott eingerichtet sind, so sind sie eitel, leer und unnütz; somit unerlaubt. Zudem scheint es, daß man es hier mit Resten des Götzendienstes zu thun hat, demgemäß man glückliche und unglückliche Tage zählte, den Flug der Vögel und vieles Ähnliche beobachtete. In dieses Alles mischt sich der Teufel, damit er den Geist der Menschen mit unnützen eitlen Dingen anfülle und zu seinen Zwecken dann verleite.

c) I. Wer ein Vorzeichen künftiger Begebnisse, wie von Krankheiten in deren natürlichen Ursachen beobachtet, übt keinen Aberglauben. So fürchtet der Knecht Schläge, wenn er den Zorn des Herrn sieht. Dies ist aber bei der berührten Frage nicht der Fall. II. Haben bei solchen Beobachtungen Menschen bisweilen Wahres erfahren, so kam dies vom Zufalle. Fangen jedoch die Menschen an, zu dergleichen Beobachtungen ihren Sinn zu wenden und sich damit eigens zu beschäftigen, so geschieht Vieles kraft des Einwirkens der Dämonen. „Die Menschen werden dann neugieriger und verwickeln sich mehr und mehr in die vielfachen Stricke des Irrtums,“ sagt Augustin. (II. de doctr. christ. 23.) III. Beim Volke der Juden waren nicht nur Worte, sondern auch viele Thaten Prophezeiungen und Figuren auf Christum hin. (August. contra Faust. lib. 4. c. 2.) Nicht aber ist dies allgemeine Regel, daß das, was die göttliche Vorsehung thut, immer zugleich ein Zeichen ist für zukünftige Begebnisse.

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