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Werke Thomas von Aquin (1225-1274) Summa Theologiae Summe der Theologie
Tertia Pars
Quaestio 39

Achter Artikel. Über die Stimme des Vaters bei der Taufe Jesu.

a) Eine solche Stimme vom Himmel war nicht zulässig. Denn: I. Insofern der Sohn und der heilige Geist sinnlich wahrnehmbarerweise erscheinen, sagt man von ihnen, sie würden gesendet. Der Vater
aber wird nicht gesendet. Also erscheint Er nicht in sinnlich wahrnehmbarer
Weise, wie dies hier vorausgesetzt wird. II. Die Stimme drückt aus das Wort im Herzen. Der Vater aber
ist nicht das Wort. III. Christus fing an Mensch zu sein im Beginne seiner Empfängnis.
Da also hätte diese Stimme erschallen sollen und nicht dreißig Jahre nachher. Auf der anderen Seite steht der Text des Evangeliums Matth. 3, 17.

b) Ich antworte, unsere Taufe werde geheiligt in der Anrufung und Kraft der Dreieinigkeit, nach Matth. ult.: „Gehet und lehret alle Völker und taufet sie im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes.“ Damit also dies sinnlich wahrnehmbarerweise ausgedrückt werde in der Taufe Christi, dem Modell der unsrigen, wird da, wie Hieronymus sagt zu dieser Stelle, „das Geheimnis der Dreieinigkeit vorgelegt. Der Herr wird getauft nach seiner menschlichen Natur; der heilige Geist steigt herab in Gestalt einer Taube; des Vaters Stimme wird gehört, der seinem EingeborenenSohne Zeugnis giebt.“ Also war es sehr zukömmlich, daß die Stimme des Vaters gehört wurde.

c) I. Die sichtbare Sendung fügt etwas hinzu zum einfachen Erscheinen: nämlich die Autorität des Sendenden. Weil also der Sohn und der heilige Geist von einem anderen sind, erscheinen sie und werden sie gesendet; — der Vater dagegen erscheint und wird nicht gesendet. II. Nicht anders wird der Vater in der Stimme bezeichnet als wie
der Urheber der Stimme oder wie sprechend durch die Stimme. Und weil
es dem Vater eigen ist, das „Wort“ hervorzubringen oder besser, zu sprechen;
deshalb wird höchst zulässigerweise der Vater durch die Stimme geoffenbart,
die das Zeichen eines innerlich aufgefaßten Wortes ist, und sonach erklärt
auch die Stimme selbst, welche der Vater formt, die Sohnschaft des „Wortes“.
Wie aber die Natur oder Form der Taube nicht der heilige Geist ist und
die menschliche Natur nicht der Sohn Gottes, so ist auch nicht die geformte
Stimme die Natur des Vaters selbst. Deshalb sagt der Herr (Joh. 5.):
„Die Stimme des Vaters habt ihr nie gehört und seine Substanz habt
ihr nie gesehen,“ womit Er erklärt (Chrysost. hom. 39. in Joan.), „daß
bei Gott keine Stimme sei und keine Gestalt; sondern daß Er erhaben dasteht über alle Stimme und über alle Figur.“ Und wie die Taube und
die menschliche Natur in Christo von der ganzen Dreieinigkeit gemacht worden ist, so auch diese Stimme; nur durch die Rede, als sprechender nämlich, wird der Vater allein bezeichnet, wie die menschliche Natur der Sohn
allein angenommen hat und der heilige Geist allein in der Gestalt einer
Taube gekennzeichnet ward. III. Die Gottheit Christi mußte nicht im ersten Anfange allen offenbar werden, sondern bei den Mängeln des kindlichen Alters mehr verborgen
bleiben. Als Er aber in das Mannesalter trat und anfangen sollte, zu
lehren und Wunder zu wirken, damit so die Menschen bekehrt würden; —
da war seine Gottheit durch das Zeugnis des Vaters offenbar zu machen,
damit seine Lehre glaubwürdiger werde, so daß Er selbst sagt (Joh. 5.):
„Der da mich sandte, giebt Zeugnis von mir.“ Und das mußte vorzugsweise geschehen bei der Taufe, durch welche die Menschen wiedergeboren
werden zu Adoptivkindern Gottes und diese ähnlich werden müssen demjenigen, der da Sohn von Natur ist, nach Röm. 8, 29. Deshalb schreibt
Hilarius (sup. Matth. cap. 1.): „Daraus daß über Jesum bei der Taufe der
heilige Geist herabstieg und die Stimme des Vaters gehört worden ist, der
da sprach: Dies ist mein geliebter Sohn; also aus dem, was sich in Christo
vollendete, sollen wir erkennen, daß nach dem Bade der Wiedergeburt von
den Thoren des Himmels her der heilige Geist zu uns komme und wir
vom Vater an Kindesstatt angenommen werden.“

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