Erster Artikel. Im Innern des Menschen bringt Gott allein als Hauptursache die Wirkung des Sakramentes hervor.
a) Auch der Spender wirkt die innerliche Wirkung zugleich mit Gott. Denn: I. Die innerliche Wirkung des Sakramentes besteht darin, daß der Mensch gereinigt wird von Sünden und erleuchtet durch die Gnade. Reinigen, erleuchten und vollenden aber ist Sache der Diener der Kirche, nach 5. de eccl. hier. Also nicht Gott allein sondern auch die Spender der Sakramente bringen die innerliche Gnadenwirkung hervor. II. Bei Spendung der Sakramente werden gewisse Gebete verrichtet. Die Gebete der gerechten aber sind mehr geeignet, von Gott erhört zuwerden wie die der anderen, nach Joh. 9.: „Wenn jemand ein Verehrer Gottes ist und Gottes Willen thut, ihn erhört Gott.“ Also scheint jener mehr Gnade zu bekommen kraft des Sakramentes, welchem es von einem guten Spender dargereicht wird. Und sonach trägt auch der letztere bei zur innerlichen Wirkung des Sakramentes. III. Der Mensch steht höher wie eine leblose Sache. Die leblose Sache aber wirkt mit zur innerlichen Wirkung des Sakramentes. Denn das „Wasser berührt in der Taufe den Körper und wäscht rein die Seele,“ sagt Augustin (80. in Job.). Also thut dies um so mehr der Spender. Auf der anderen Seite „ist es Gott, der rechtfertigt,“ nach Röm. Gerade aber in der Rechtfertigung besteht die innerliche Wirkung aller Sakramente.
b) Ich antworte, als „haupteinwirkende“ Ursache wirke Gott allein die innerliche Wirkung der Sakramente. Denn einerseits tritt Gott allein in das Innere (den Willen) der Seele, in welchem die Wirkung des Sakramentes ihren Sitz hat, nichts aber kann da wirken wo es nicht ist; — und andererseits rührt die Gnade, die innerliche Wirkung des Sakramentes, von Gott allein her (vgl. I., II. Kap. 112, Art. 1.). Auch der sakramentale Charakter, der da ist eine innerliche Wirkung der Sakramente, ist nur eine Kraft in der Weise eines Werkzeuges, die da ausfließt vom Haupteinwirkenden, nämlich von Gott. In der Weise eines Werkzeuges aber wirkt der Spender mit zur Wirkung der Sakramente. Denn der Spender steht als solcher auf derselben Stufe wie ein Werkzeug. Beider Thätigkeit nämlich kommt von außen her und gewinnt eine innerliche Wirkung einzig kraft des Haupteinwirkenden, der Gott ist.
c) I. Die Diakone „reinigen“ ihrem kirchlichen Amte nach (vgl. 5. de eccl. hier.); aber nicht von Sünde, sondern indem sie entweder die unreinen aus der Versammlung der gläubigen entfernen oder sie vorbereiten zum Empfange der Sakramente. Ähnlich „erleuchten“ die Priester; nicht indem sie Gnade einflößen, sondern die Sakramente der Gnade reichen. II. Die Gebete bei der Spendung der Sakramente werden Gott dargebracht nicht von seiten der einzelnen Person des Spenders, sondern von seiten der Kirche, deren Gebete geeignet sind von Gott erhört zu werden, nach Matth. 18.: „Wenn zwei von euch übereinstimmen auf Erden, sie mögen erbitten was sie wollen, es wird ihnen werden.“ Die Andacht aber des Spenders, der gerecht ist vor Gott, kann immerhin etwas beitragen. Die eigentliche Wirkung der Sakramente jedoch wird nicht kraft des Gebetes der Kirche oder des Spenders erreicht, sondern kraft des Verdienstes des Leidens Christi (Kap. 62.). Diese Wirkung also wird nicht eine bessere, weil ein besserer Spender sie veranlaßt. Nebenbei jedoch kann der das Sakrament empfangende etwas erlangen, auch durch die Andacht des Spenders; nicht aber wirkt dies der Spender, sondern er erreicht es, daß Gott es wirkt. III. Nur als Werkzeug wirken die leblosen Dinge mit zur innerlichen Wirkung der Sakramente; und ähnlich die Menschen nur als Spender.
