Zehnter Artikel Die verkehrte lasterhafte Absicht schadet nicht der Gültigkeit des Sakramentes.
a) Das Gegenteil wird behauptet. Denn: I. Die Absicht des Spenders muß der Absicht der Kirche gleichförmig sein. Letztere ist aber immer gerade; d. h. auf das Gute gerichtet. II. Die verkehrte Absicht ist schlimmer wie die, welche nur Scherz treiben will. Letztere aber macht das betreffende Sakrament ungültig; wenn z. B. jemand aus Scherz, spielweise, taufen will; — also um so mehr die verkehrte. III. Die verkehrte Absicht macht das ganze dadurch geleitete Werk zu einem fehlerhaften, nach Luk. II.: „Wenn dein Auge verkehrt ist, wird dein ganzer Körper in Finsternis gehüllt sein.“ Die Sakramente aber können durch schlechte Spender nicht verunreinigt werden. Also bestehen sie beim genannten Falle gar nicht. Auf der anderen Seite gehört die verkehrte Absicht zur persönlichen Schlechtigkeit des Spenders. Diese aber hindert nicht die Wahrheit und Gültigkeit des gespendeten Sakramentes.
b) Ich antworte: Will jemand gar nicht das Sakrament spenden, sondern scherzen und spotten; und ist also in diesem Sinne die Absicht eine verkehrte, so wird das Sakrament in keiner Weise gespendet. Ist aber die Absicht in dem Sinne verkehrt, daß sie dem Sakramente folgt und dieses also voraussetzt; wie wenn der Priester eine Frau taufen will, um dieselbe dann zu mißbrauchen, so wird dadurch die Gültigkeit des Sakramentes nicht gehindert, da das, was später hinzukommt, das früher bereits Bestehende nicht ungeschehen machen kann. In diesem Falle also sündigt der Diener der Kirche; aber das von ihm gespendete Sakrament ist gültig und besteht in Wahrheit.
c) I. Die Absicht der Kirche ist eine gerade: sowohl was die wahrhaftige Vollendung des betreffenden Sakramentes betrifft, als auch was den Gebrauch und die Wirkung desselben angeht. Die erste gerade Absicht macht, daß das Sakrament wahrhaft besteht; die an zweiter Stelle genannte, daß Verdienst erworben wird. Wer also bezüglich der ersten Geradheit gleichförmig ist der Kirche beim Spenden der Sakramente, der bringt ein wahres Sakrament zustande; aber es ist dies für ihn kein Verdienst. II. Die scherzweise Spendung schließt die erstgenannte Absicht aus. III. Die Verkehrtheit in der Absicht des Spenders verdirbt das eigene Werk, soweit das Spenden seiner Person zugehört. Aber sie kann nicht verderben das Werk eines anderen, nämlich Christi. So wird das Werk eines Herrn, der in guter Absicht den armen Almosen geben läßt, nicht verdorben durch die schlechte Absicht des Dieners, der das Almosen überbringt.
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