Siebenter Artikel. Die Engel spenden keine Sakramente.
a) Daß sie dies können, wird durch Folgendes erwiesen: I. Was der niedrigere Diener kann, das kann auch der höher stehende; wie, was der Diakon auch der Priester thun kann. Die Engel aber nehmen in der hierarchischen Ordnung eine höhere Stufe ein wie die Menschen. Also können sie vielmehr eher die Sakramente spenden wie die Menschen. II. Die Menschen im Himmel sind ähnlich den Engeln, nach Matth. 22. Es giebt Menschen aber im Himmel, welche die Sakramente spenden können, weil der priesterliche Charakter untilgbar ist. Also können dies auch die Engel. III. Der Teufel ist das Haupt der bösen (Kap. 8, Art. 7.) und die bösen sind seine Glieder. Letztere aber können Sakramente spenden. Also auch die Teufel. Auf der anderen Seite heißt es Hebr. 5.: „Jeder Hohepriester, den Menschen entnommen, wird für die Menschen aufgestellt in dem, was Gott angeht.“
b) Ich antworte, die ganze Kraft der Sakramente leite sich ab vom Leiden Christi, insoweit Er Mensch ist. Unter diesem Gesichtspunkte nun, nämlich als einem Menschen, sind Ihm in der Natur die Menschen gleichförmig; nicht aber die Engel, unter die Er vielmehr seinem Leiden nach erniedrigt worden ist (Hebr. 2.). Sache der Menschen also ist es, nicht der Engel, Sakramente zu spenden. Wie jedoch Gott seine Kraft nicht so an die Sakramente gebunden hat, daß Er nicht ohne die Sakramente deren Wirkung verursachen könnte; so hat Er nicht in der Weise seine Kraft den Spendern der Sakramente verliehen, daß Er nicht könnte auch den Engeln die Gewalt geben, Sakramente zu spenden. Und weil die guten Engel Boten der Wahrheit sind, so wäre ein sakramentaler Dienst, den sie vollbringen, für vollgültig anzusehen; denn es stände fest, daß dies kraft des Willens Gottes geschehen sei, wie man sagt, es wären einzelne Kirchen durch Engel geweiht worden. Würden aber die Teufel als Knechte der Lüge sich anmaßen, ein Sakrament spenden zu wollen, so wäre dies nicht für gültig zu erachten.
c) I. Was die Menschen in einer tieferstehenden Weise thun, nämlich vermittelst sinnlich wahrnehmbarer Sakramente, wie dies der menschlichen Natur entspricht; das thun die Engel als höher stehend in höherer Weise, nämlich indem sie unsichtbarerweise reinigen, erleuchten und vollenden. II. Gemäß der Herrlichkeit sind die heiligen den Engeln ähnlich, nicht gemäß der Beschaffenheit ihres natürlichen Seins und somit auch nicht im sakramentalen Charakter. III. Nicht deshalb weil die bösen Menschen Glieder des Teufels sind, können sie die Sakramente spenden; und somit folgt dies nicht, daß ihr Haupt, der Teufel, dies in höherem Grade kann.
