Neunter Artikel. Der Glaube im Spender gehört nicht notwendig zum Sakramente.
a) Das Gegenteil wird behauptet. Denn: I. Die Absicht ist notwendig beim Spenden eines Sakramentes. „Der Glaube aber leitet die Absicht,“ nach Augustin (4. cont. Julian. 5.). II. Fehlt dem Spender des Sakramentes der rechte Glaube, so ist er ein Häretiker. Cyprian aber schreibt (ep. cont. haereticos): „Alles, was auch immer die Häretiker thun, ist fleischlich, inhaltslos, falsch, so daß nichts von dem was sie thun von uns für recht gethan erachtet werden darf.“ Und Leo der Große (ad Leon. Aug.): „Es ist ganz offenbar, daß vermöge höchst grausamer und thörichter Vermessenheit in der Kirche von Alexandrien alles Licht, wie es von den himmlischen Sakramenten ausströmt, erloschen ist; unterbrochen ist die Darbringung des Opfers; es fehlt die Weihung des Chrisma und den vatermörderischen Händen der gottlosen haben sich alle Geheimnisse entzogen.“ Also ist der rechte Glaube beim Spender notwendig für die Gültigkeit des Sakramentes. III. Wer den rechten Glauben nicht hat, der ist ausgeschlossen aus der Gemeinschaft der gläubigen und getrennt von der Kirche. Denn 2. Joh. 10. heißt es: „Wenn jemand zu euch kommt und diese Lehre nicht mitbringt, den nehmet nicht in euer Haus auf und grüßet ihn nicht.“ Und Tit. 3.: „Einen häretischen Menschen vermeide nach der ersten und zweiten Ermahnung.“Ein exkommunizierter aber kann nicht die Sakramente spenden, da er von der Kirche getrennt ist, zu deren Dienst es gehört, die Sakramente zu verwalten. Auf der anderen Seite schreibt Augustin gegen die Donatisten (II. 47.): „Sei eingedenk, daß den Sakramenten nichts schaden die schlechten Sitten der Menschen, als ob sie dadurch weniger oder gar nicht heilig wären.“
b) Ich antworte, der Spender wirke bei den Sakramenten wie ein Werkzeug in der Hand Christi und nicht durch eigene Kraft. Wie also die heilige Liebe zur eigenen Kraft des Menschen gehört, so auch der Glaube. Wie sonach der Spender im Stande der Todsünde gültig Sakramente spenden kann, d. h. ohne die heilige Liebe, so auch ohne den Glauben.
c) I. Es kann jemand ganz wohl des Glaubens ermangeln in einem Punkte, der nicht zur Wahrheit des Sakramentes gehört; wie z. B. wenn er meint, jeder Eidschwur sei in allen Fällen Sünde. Und so schadet der Unglaube in diesem Punkte in nichts der Wahrheit des gespendeten Sakramentes; denn dies hindert nicht, daß man die Absicht habe, das betreffende Sakrament zu spenden. Betrifft aber sein Mangel an Glaube das zu spendende Sakrament selber in der Weise, daß er wohl nicht an die innere Wirkung dessen glaubt, was er äußerlich im Sakramente vollbringt, jedoch ganz gut weiß, daß die Kirche damit thatsächlich das Sakrament spenden will; so kann er ohne Zweifel die Absicht haben, das Nämliche zu thun, was die Kirche thut, mag er auch persönlich meinen, die Kirche hätte unrecht und was sie thue sei nichts. Und solche Absicht genügt; denn der Diener der Kirche handelt in der Person der ganzen Kirche, durch deren Glauben der Mangel im Glauben des Dieners ausgefüllt wird. II. Manche Häretiker gebrauchen beim Spenden der Sakramente nicht die rechte Form; und diese spenden in keiner Weise das betreffende Sakrament. Andere aber beobachten solche Form; und diese vollziehen wohl das Sakrament, aber nicht verursachen sie die im Sakramente enthaltene Sache (rem sacramenti). Denn da sie, wie vorausgesetzt wird, öffentlich von der Kirche getrennt sind, sündigt jener, der von ihnen das betreffende Sakrament empfängt; und dadurch wird er gehindert, die Wirkung des Sakramentes, d. h. die Gnade zu empfangen. Deshalb sagt Augustin (de fide ad Petr. 36.): „Halte daran fest und zweifle nicht, daß denen, welche außerhalb der Kirche getauft sind, wenn sie nicht zur Kirche zurückkehren, durch die Taufe selber gehäuftes Verderben erwächst.“ Und danach sagt Leo der Große „das Licht der Sakramente sei erloschen,“ d. h. die aus den Sakramenten fließende Gnade werde nicht gespendet, wohl aber das Sakrament. Cyprian aber leugnete, daß auch dieses letztere gespendet werde. Doch darin wird seine Meinung nicht befolgt. Darum sagt Augustin (cont. Petil. c. 13.): „Der Märtyrer Cyprian, der die von den Häretikern oder Schismatikern gespendete Taufe nicht anerkennen wollte, hat so viele Verdienste bis zum Triumphe des Martertodes sich erworben, daß durch das Licht der Liebe, das in ihm glänzte, jener Schatten in die Flucht geschlagen ward; und war etwas in ihm noch zu reinigen, so wurde es gemäht durch die Sense des Leidens.“ III. Die Gewalt, die Sakramente zu spenden, gehört zum priesterlichen sakramentalen Charakter, der untilgbar ist. Und somit verliert der exkommunizierte, suspendierte, abgesetzte Priester nicht die priesterliche Gewalt selber; wohl aber das Recht, dieselbe zu gebrauchen. Demnach sündigt er, wenn er ein Sakrament spendet; das Sakrament selbst aber besteht in vollerGültigkeit. Und der es empfängt, sündigt und empfängt so nicht die Sache oder Wirkung des Sakramentes, die Gnade; es müßte denn Unkenntnis ihn entschuldigen.
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