Erster Artikel. Nicht dem Amte des Diakon ist es eigen, zu taufen.
a) Das Gegenteil wird bewiesen. Denn: I. Zugleich giebt der Herr den Auftrag, zu predigen und zu taufen, da Er sagt: „Gehet, lehret … und taufet sie.“ Nun gehört es zum Amte des Diakon, das Evangelium zu verkündigen. Also gehört es ihm auch zu, daß er taufe. II. „Reinigen,“ sagt Dionysius (5. de eccl. hier.), ,ist Sache des Diakon.“ Reinigen von Sünden aber vollzieht sich hauptsächlich durch die Taufe. III. Der heilige Laurentius, der da Diakon war, hat mehrere getauft. Also. Auf der anderen Seite schreibt Gelasius (1. ep. 9. c. 7.): „Wir bestimmen, daß die Diakonen die ihnen eigene Stufe einhalten sollen. . . Sie sollen nicht wagen, zu taufen ohne den Bischof oder ohne einen Priester; außer in dem Falle daß diese abwesend sind und die Notwendigkeit drängt.“
b) Ich antworte; wie aus den Namen der einzelnen Engelchöre deren Ämter und Verrichtungen entnommen werden (7. de coel. hier.), so kann aus den Namen der kirchlichen Rangstufen entnommen werden, was das Amt einer jeden Stufe mit sich bringt. „Diakon“ nun heißt ebensoviel wie Diener. Denn es kommt dem Diakonen nicht zu, an erster Stelle und wie aus eigener Machtvollkommenheit ein Sakrament zu reichen, sondern Dienste zu leisten denen, welche die Sakramente verwalten. Das Sakrament der Taufe also selbständig zu reichen, kommt dem Diakon nicht zu, sondern den höheren Stufen dabei zu dienen. Deshalb sagt Jsidor (ad Laudefred.): „Dem Diakon kommt es zu, daß er helfe und diene dem Priester in Allem, was die Verwaltung der Sakramente betrifft, nämlich in der Taufe, im Chrisma, in der Patene und im Kelche.“
c) I. Der Diakon hat das Amt, das Evangelium in der Kirche öffentlich zu lesen und zu predigen in der Weise des Katechesierens; weshalb Dionysius sagt (5. de eccl. hier.), die Diakonen hätten Gewalt über die unreinen, zu denen die Katechumenen gehörten. Lehren aber d. h. das Evangelium erklären gehört zum Amte des Bischofs, dessen Sache es ist, die gläubigen zu vollenden (l. c.). Vollenden nämlich ist dasselbe wie lehren. Daraus also folgt nicht, daß der Diakon das Amt hat, zu taufen. II. Die Taufe reinigt nicht nur, sondern erleuchtet auch (2. de eccl. hier.) und übersteigt somit das Amt des Diakon, der nur zu reinigen hat, d. h. die unreinen vom Heiligen fernzuhalten oder vorzubereiten zu den Sakramenten. III. Wegen der Notwendigkeit, welche mit der Taufe verbunden ist, wird es den Diakonen im Falle der Abwesenheit höher stehender erlaubt, zu taufen; und so taufte Laurentius.
