Zweiter Artikel. Taufen gehört zum Amte der Priester.
a) Nur ein Bischof darf gemäß seinem amtlichen Charakter taufen. Denn: I. Im selben Gebote begreift Matth. ult. zusammen das Lehren und das Taufen. Zu lehren aber ist eigen den Bischöfen; also auch zu taufen. II. Durch die Taufe wird jemand in die Gemeinschaft des christlichen Volkes aufgenommen. Dergleichen geht aber immer den Fürsten an, was im christlichen Volke der Bischof ist, von dem als dem Nachfolger der Apostel es gilt (Ps. 44.): „Du wirst sie aufstellen als Fürsten über die gesamte Erde.“ III. „Dem Bischöfe gehört es zu,“ nach Isidor (l. c.), „die Kirchen zu konsekrieren, den Altar zu salben, das Chrisma zu bereiten; er verteilt in die kirchlichen Rangordnungen und weiht die Jungfrauen.“ Höher aber als dies Alles steht das Sakrament der Taufe. Also nur der Bischof ist dessen Spender. Auf der anderen Seite schreibt Isidor (2. de offic. 24.): „Das steht fest, der Priester Sache ist es, zu taufen.“ ,
b) Ich antworte, die Priester werden deshalb konsekriert, damit sie das heilige Altarssakrament vollenden. Dies ist aber das Sakrament der kirchlichen Einheit, nach l. Kor. 10.: „Ein Brot und ein Leib sind wir alle, so viel wir sind, die wir an dem einen Brote und dem einen Kelche Anteil haben.“ Durch die Taufe aber tritt jemand ein in die kirchliche Einheit und erhält das Recht, dem Tische des Herrn sich zu nahen. Wie also das Amt des Priesters es ist, die Eucharistie zu konsekrieren (und dazu wird er geweiht); so ist es das ihm eigene Amt, zu taufen. Denn desselben Sache ist es, das Ganze zu wirken und einen Teil im Ganzen an die geeignete Stelle zu setzen.
c) I. Lehren und taufen sollten nach dem Gebote des Herrn die Apostel, deren Nachfolger die Bischöfe sind; jedoch anders trug Er ihnen auf, zu lehren und anders, zu taufen. Lehren nämlich sollten sie selber in eigener Person, nach Act. 6.: „Es ist nicht billig, daß wir das Wort Gottes vernachlässigen, um an den Tischen zu dienen.“ Taufen aber sollten sie durch andere, nach 1. Kor. 1.: „Es sandte mich der Herr nicht um zu taufen, sondern um das Evangelium zu predigen.“ Und dies geschah deshalb, weil zum Taufen nichts beiträgt die Weisheit und das Verdienst des Spenders, wie dies beim Lehren der Fall ist. Um dies zu bezeichnen, hat nicht der Herr selber getauft, sondern vermittelst seiner Jünger (Joh. 4.). Damit besteht, daß der Bischof taufen kann; denn was der niedrigere kann, das kann auch der höhere. Und so hat auch der Apostel nach I. Kor. 1. einige getauft. II. In jedem Staate ist das Geringere Sache der tiefer stehenden, das Größere Sache der höheren; weshalb Exod. 18. es heißt: „Die größeren Dinge mögen sie dir berichten; sie sollen nur über die geringeren urteilen.“ Durch die Taufe nun erlangt jeder nur die niedrigste Stufe imchristlichen Volke. Und so gehört das Taufen den niedrigeren Vorstehern, den Priestern, zu, die an die Stelle der zweiundsiebzig Jünger getreten“ sind (Glosse zu Luk. 10.). IV. Der Notwendigkeit nach ist die Taufe das Hauptsakrament; nicht mit Rücksicht auf die Vollendung. Da sind andere höher, die der Bischof allein spendet.
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