Vierter Artikel. Auch eine Frau kann taufen.
a) Dagegen spricht Folgendes: I. Im Konzil zu Karthago (IV. c. 99.) wird erklärt: „Keine Frau, wenn auch gelehrt und heilig, soll sich vermessen, in der kirchlichen Versammlung die Männer zu belehren oder einige zu taufen.'' Und 1. Kor. 14.: „Schändlich ist es für eine Frau, in der Kirche zu sprechen. II. Taufen gehört mit zum Vorsteheramte, weshalb die Taufe begehrt werden muß von den Seelforgepriestern. Das aber kommt nimmermehr einer Frau zu, nach 1. Tim. 2.: „Zu lehren gestatte ich der Frau nicht; auch soll sie nicht den Mann beherrschen; schweigen soll sie.“ III. In der geistigen Wiedergeburt ist das Wasser nach Augustin (tract. ll. in Joan.) wie der Mutterleib, der taufende wie der Vater. Dies aber kommt einer Frau nicht zu. Auf der anderen Seite sagt Papst Urban (decr. 30. q. 3. c. 4.): „Auf deine Anfrage erwidern wir, die Taufe sei gültig, wenn, da die Not drängte, eine Frau das Kind im Namen der Dreieinigkeit getauft hat.“
b) Ich antworte, Christus selber taufe in erster Linie, nach Joh. 1, 33. In Christo aber ist nach Kol. 33. nicht Mann und nicht Frau. Wie also ein Mann taufen kann als Werkzeug Christi, so auch eine Frau. Weil aber „der Mann das Haupt der Frau ist und das Haupt des Mannes ist Christus“ (1. Kor. 11.), so soll eine Frau nicht taufen, wenn ein Mann da ist; und ein Laie nicht, wenn ein Kleriker da ist; und ein Kleriker nicht, wenn ein Priester da ist. Der Priester aber kann, weil dies seines Amtes ist, taufen in Gegenwart eines Bischofs.
c) I. Die Frau darf nicht öffentlich „in der Versammlung“ lehren, wohl aber privatim jemanden belehren und ermahnen. Und so darf sie nicht öffentlich und feierlich taufen, wohl aber im Falle der Not. II. Die feierliche Taufe darf jemand nur von einem Seelsorgepriester oder von dessen Stellvertreter empfangen. Hier wird aber gesprochen vom Falle der Not. III. In der fleischlichen Zeugung ist die Natur maßgebend; und da kann die Frau nicht das thätig wirksame Princip der Zeugung sein, sondern nur das leidende, empfangende. In der geistigen Zeugung aber ist der Mensch thätig einzig als Werkzeug Christi und nicht der eigenen Natur nach; und da kann im Falle der Not ebenso gut die Frau taufen wie der Mann. Besteht der Fall der Not nicht und eine Frau tauft, so sündigt diese und die dazu mitwirken; aber die Taufe ist gültig.
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