Zweiter Artikel. Die Substanz von Brot und Wein bleibt nicht zurück in diesem Sakramente nach der Konsekration.
a) Dieselbe bleibt zurück. Denn: I. Damascenus sagt (1. de orth. fide 14.): „Weil es Brauch bei den Menschen ist, daß sie Brot essen und Wein trinken; deshalb hat Gott damit verbunden seine Gottheit und hat gemacht, daß das Brot sein Leib und der Wein sein Blut sei. Und danach ist das Brot der Gemeinschaft nicht mehr einfach Brot, sondern geeint mit der Gottheit.“ Eine Verbindung aber kann nur statthaben zwischen Dingen, die thatsächlichen Bestand haben. Hat also der Herr seine Gottheit verbunden mit dem Brote, so ist da thatsächlich Brot vorhanden. Und so bleibt Brot und Wein der Substanz nach zugleich mit dem Leibe und dem Blute Christi in diesem Sakramente. II. Unter den Sakramenten der Kirche muß Gleichförmigkeit herrschen. Bei den anderen Sakramenten aber bleibt unberührt bestehen die Substanz der Materie; wie z. B. bei der Taufe das Wasser. Also bleibt auch hier Brot und Wein der Substanz nach bestehen. III. Brot und Wein bezeichnen in diesem Sakramente die kirchliche Einheit; soweit „aus vielen Körnern ein Brot und aus vielen Tropfen ein und derselbe Wein wird“ (Aug. 26. in Joan.). Das aber gehört der Substanz selber von Brot und Wein an. Also bleibt dieselbe. Auf der anderen Seite sagt Ambrosius (4. de sacr. 6.): „Die äußere Figur von Brot und Wein wird gesehen; es ist aber, so sagt unser Glaube, der Substanz nach nichts Anderes: wie das Fleisch und Blut Christi.“
b) Ich antworte; einzelne nahmen an, es bleibe im Sakramente nach der Konsekration der Substanz nach Brot und Wein noch zurück. Doch diese Meinung kann nicht aufrecht gehalten werden. Denn 1. wird dadurch die Wahrheit des Sakramentes hinweggenommen, zu der es gehört, daß der wahre Leib Christi in diesem Sakramente vorhanden sei; was vor der Konsekration nicht der Fall ist. Nun kann aber nichts zugegen sein da, wo es früher nicht war, außer auf Grund einer örtlichen Veränderung oder auf Grund dessen daß das Andere in dieses verwandelt werde. So fängt in einem Hause von neuem das Feuer an zu sein entweder weil es dahingetragen wurde oder weil etwas im Hause in Feuer umgewandelt und so Feuer erzeugt wird. Offenbar nun fängt der Leib Christi nicht an im Sakramente zu sein durch Ortsveränderung; denn daraus würde
a) folgen, er sei nicht mehr im Himmel;
b) er hätte alle Zwischenräume zwischen dem Himmel und dem Altare vorher durchmessen;
c) daß die eine selbe Bewegung ein und desselben Körpers zugleich auf verschiedene Orte sich richte und da begrenzt werde, insofern zugleich auf verschiedenen Altären der Körper Christi anfängt zu sein; — was ganz unmöglich ist. Also kann der Körper nicht anders anfangen, zu sein auf dem Altare wie dadurch daß die Substanz des Brotes sich in seine Substanz verwandle. Was aber sich in etwas Anderes verwandelt, das bleibt nicht, nachdem die Wandlung geschehen ist. Die besagte Meinung steht 2. schnurstraks gegenüber der Form des Sakramentes: „Das ist mein Leib.“ Dies wäre eine Lüge, wenn die Substanz des Brotes da verbliebe; denn niemals ist die Substanz des Brotes der Leib Christi. Es müßte dann die Form heißen: „Hier ist mein Leib.“ 3. Die besagte Meinung ist gegen die Ehre des Sakramentes; denn bliebe da irgend eine geschaffene Substanz, so dürfte man das Sakrament nicht anbeten. 4. Sie ist entgegen endlich dem Brauche der Kirche, dem gemäß, nachdem man körperliche Speise genommen, es nicht erlaubt ist, die geistige Speise des Leibes Christi zu nehmen; während, nachdem man eine konsekrierte Hostie genommen, man noch eine andere nehmen kann. Also ist diese Meinung als häretisch zu meiden.
c) l. Gott hat seine Gottheit, d. h. seine göttliche Kraft, mit dem Brote und Weine verbunden; nicht damit Brot und Wein in diesem Sakramente verbleiben, sondern daß Er daraus mache sein Fleisch und sein Blut. II. In den anderen Sakramenten ist nicht Christus selber dem thatsächlichen Sein nach; deshalb bleiben da die verschiedenen Materien in ihrer Substanz. III. Die äußeren Gestalten, die bestehen bleiben, genügen für das, was das Sakrament bezeichnen soll.
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