Fünfter Artikel. Der zufällige Erfolg fügt nichts bei zur Güte oder Bosheit des äußeren Aktes.
a) Dies scheint doch der Fall zu sein. Denn: I. Die Wirkung ist der wirkenden Kraft nach in der Ursache enthalten. Der Erfolg aber begleitet den Akt wie die Wirkung ihre Ursache. Also existiert er der wirkenden Kraft nach in der Thätigkeit oder im Akte. Jegliches wird aber als „gut“ bezeichnet je nach der Kraft, die es für die Wirkung in sich enthält. Also fügt der Erfolg zur Güte des Aktes hinzu. II. Das Gute, was die Zuhörer thun, ist eine Wirkung, welche den Erfolg des Predigers zeigt. Dergleichen Gutes aber strömt über in die Verdienste des Predigers, wie es Phil. 4. heißt: „Meine Brüder, die mir so überaus teuer sind und nach denen ich im höchsten Grade verlange, meine Freude und meine Krone.“ Der begleitende Erfolg also fügt hinzu zur Güte oder Bosheit des Aktes. III. Die Strafe wächst nur dadurch daß die Schuld wächst, wie Deuter. 25. gesagt wird: „Nach dem Maße der Sünde wird auch sein das Maß der Strafe.“ Der Erfolg aber vermehrt die Strafe nach Exod. 21.: „Wenn ein Ochse wild geworden… und man ihn nicht abgeschlossen hat; und er hat getötet einen Mann oder eine Frau; so soll der Ochse gesteinigtwerden und seinen Herrn soll man töten.“ Offenbar nämlich wird diese Strafe erst verhängt, wenn der Ochse wirklich jemanden getötet hat. IV. Ist jemand, der dem geistlichen Stande angehört, durch Schlagen oder durch seinen Richterspruch die Ursache des Todes von einem anderen geworden; und folgt der Tod thatsächlich nicht, so ist er nicht irregulär. Folgt aber der Tod, so ist er es. Also vermehrt der Erfolg die Güte oder die Bosheit der Thätigkeit. Auf der anderen Seite macht der Erfolg die Handlung, die gut war, nicht schlecht; und die schlecht war, macht er nicht gut. Wer z. B. ein Almosen giebt und der Empfänger mißbraucht es zur Sünde, dessen gutes Werk wird dadurch nicht minder; und ähnlich wird dadurch, daß jemand das ihm angethane Unrecht geduldig trägt, der Beleidiger nicht entschuldigt. Also macht der Erfolg nichts für die Güte oder Bosheit des betreffenden Aktes.
b) Ich antworte, die Frage hänge ab davon, ob der Betreffende den Ausgang vorhergesehen hat oder nicht. Ist der Ausgang vorausgesehen, z. B. daß aus einem Werke viele Übel folgen werden, und vom Werke wird doch nicht abgesehen; so ist natürlich der innere Wille im selben Grade mehr in Unordnung. Ist aber der Ausgang nicht vorausgesehen, so muß man berücksichtigen, ob derselbe als eine natürliche Folge des diesbezüglichen Werkes dasteht, so daß er in den bei weitem meisten Fällen eintritt; oder ob er bloß zufällig sich so gestaltet hat. Im ersten Falle fügt der Erfolg zur Güte des moralischen Aktes hinzu, da ja ein Akt, aus dem seiner ganzen Natur nach vieles Gute folgen kann, im selben Grade besser und umgekehrt schlechter sein muß. Im zweiten Falle fügt der Erfolg nichts zur Güte des Aktes bei. Denn man beurteilt die Dinge nicht nach dem, was zu ihnen zufällig hinzutritt; sondern nur nach dem, wozu ihre Natur hinneigt.
c) I. Die Kraft der Ursache wird bemessen nach den Wirkungen, die sie kraft ihrer Natur hervorbringt; nicht nach dem, was zufällig folgt. II. Was Gutes die Zuhörer infolge der Predigt thun, ist eine aus der Natur der Predigt fließende Wirkung und wird demnach dem Prediger angerechnet. III. Jener Ausgang folgt aus der Natur der Ursache und ist vorhergewußt; deshalb vermehrt er die Strafe. IV. Die Irregularität folgt nicht der Schuld als solcher; sondern gewissen thatsächlichen Verhältnissen auf Grund eines Mangels, der dem Sakramente direkt entgegensteht.
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