5.
Leider wußte ich damals noch nicht, daß man etwas auch anders als mit leiblichen Augen sehen könne. Dies war mir ein großer Nachteil, zumal auch der böse Feind sich bemühte, in mir den Glauben an die Wirklichkeit dieser Vision nicht aufkommen zu lassen. Er flüsterte mir ein, daß so etwas unmöglich wäre, daß ich mir die Vision bloß eingebildet hätte, daß sie auch vom Teufel gewesen sein könnte, und anderes dergleichen mehr. Zwar schien es mir immer, die gehabte Vision sei von Gott und nicht eine bloße Einbildung gewesen; weil aber diese Erkenntnis nicht nach meinem Geschmacke war, suchte ich mich ihrer zu entschlagen. Auch getraute ich mir nicht, mit jemand darüber zu sprechen. Als man nun in der Folge wieder sehr in mich drang und mich versicherte, der Verkehr mit einer solchen Person sei nichts Unrechtes, und es würde dadurch meine Ehre eher gewinnen als verlieren, nahm ich die Beziehungen zu ihr wieder auf. Später ließ ich mich auch in Unterhaltungen mit anderen Personen ein; denn viele Jahre überließ ich mich einem so pestartigen Vergnügen. Indes, solange ich diesem ergeben war, hielt ich es nicht für so böse, wie es an sich gewesen, obwohl ich obwohl ich zuweilen einsah, daß es nichts Gutes sei. Niemand aber verursachte mir mehr Zerstreuung als gerade die Person, von der ich eben gesprochen, da ich eine große Zuneigung zu ihr hege.
