3.
Unter all dem bisher Gesagten verstehe ich nicht schwere Krankheiten, z.B. ein heftiges Fieber, obwohl ich bitte, auch in diesen das Klagen zu mäßigen und stets die Geduld zu bewahren. Ich meine hier nur geringe Leiden, die man außer dem Bette ertragen kann. Was wäre es aber, wenn das hier Geschriebene außer dem Kloster gelesen würde? Was würden alle Nonnen von mir sagen? Ach, wie gerne wollte ich alles ertragen, wenn nur eine einzige gebessert würde! Denn wegen einer einzigen, die so empfindlich ist, kommt es so weit, daß man fast keiner mehr glaubt, wie krank sie auch sein mag. Denken wir an unsere heiligen Väter, die Einsiedler der Vorzeit, deren Leben wir nachahmen wollen! Welche Leiden haben diese in ihrer Einsamkeit erduldet, welche Kälte, welchen Hunger, welche Sonnenhitze, ohne jemand klagen zu können außer Gott allein! Meint ihr, sie waren von Eisen? Nein, sie waren so schwach wie wir. Glaubt es mir, meine Töchter, wenn wir einmal damit beginnen, diesen armseligen Leib zu meistern, wird er uns nicht mehr so lästig sein. Es wird andere genug geben, die darauf achten, was euch notwendig ist; darum legt die Sorge für euch selbst ab, wenn nicht eine offenbare Not euch drängt! Wenn wir uns nicht entschließen, Krankheit und Tod geduldig hinzunehmen, so werden wir nie etwas erreichen.
