2.
Wegen einiger weiblichen Schwächen und kleinen Unpäßlichkeiten aber zu klagen, soll euch nicht einfallen; denn manchmal bewirkt der böse Feind, daß wir uns die Schmerzen nur einbilden. Es sind dies Krankheiten, die bald kommen und bald wieder vergehen. Legt ihr die Gewohnheit nicht ab, alles zu sagen und über alles zu klagen, es sei denn vor Gott allein, so werdet ihr damit nie zu Ende kommen. Denn unser Leib hat einmal den Fehler, daß er um so mehr Bedürfnisse entdeckt, je mehr er gepflegt wird. Es ist erstaunlich, wie gut er versorgt sein will; wenn er nur irgendeinen Vorwand hat, mag die Rot auch noch so gering sein, so beträgt er die arme Seele und hindert sie, (in der Tugend) voranzuschreiten. Denkt daran, wie viele Arme es gibt, die niemand haben, bei dem sie klagen könnten! Denn arm sein und gut gepflegt werden, geht nicht an. Denkt an so viele verheiratete Frauen, die selbst in schweren Leiden und Trübsalen nicht zu klagen wagen, um ihren Ehemännern keinen Verdruß zu bereiten! Ich selbst kenne dergleichen Frauen, sogar aus vornehmem Stande. Was will also ich Sünderin? Wir sind ja doch nicht hierhergekommen, um besser gehalten zu werden als jene. O lernet doch, die ihr frei seid von großen Mühseligkeiten der Welt, wenigstens ein kleines Leid Gott zuliebe ertragen, ohne daß alle es wissen! Eine Frau, die sehr unglücklich verheiratet ist, leidet oft schwer, ohne bei jemand Trost zu suchen, weil sie fürchtet, ihr Ehemann möchte es erfahren, wenn sie etwas sagen oder sich beklagen würde. Und wir sollten nicht irgendein Leid, das Gott zur Strafe für unsere Sünden uns schickt, in der Stille mit ihm und uns allein tragen, zumal durch Klagen das Übel ja doch nicht behoben wird?
