1.
Gehen wir auf andere Dinge über, die gleichfalls sehr wichtig sind, obgleich sie wenig zu bedeuten scheinen! Es kommt uns zwar alles sehr schwer an, und nicht mit Unrecht, da wir gegen uns selbst zu kämpfen haben; sobald wir aber Hand ans Werk legen, wirkt Gott so mächtig in der Seele und erzeigt ihr so viele Gnaden, daß ihr alles, was wir in diesem Leben tun können, gering erscheint. Wir Nonnen vollbringen ja schon das Schwerste, indem wir aus Liebe zu Gott unserer Freiheit entsagen und sie der Gewalt eines anderen überlassen; wir nehmen ferner so viele Beschwerden, Fasten, Stillschweigen, eine so strenge Klausur hin, versehen den Chordienst und gestatten uns nur hie und da, so gerne wir es auch wünschten, eine Erleichterung — und vielleicht bin ich in den vielen Klöstern, die ich gesehen, die einzige, die dies tut —: Warum sollten wir dann zögern, uns auch innerlich abzutöten, da alsdann alles andere weit vollkommener geschieht, viel verdienstlicher ist und auch mit mehr Entzücken und innerer Freude geübt wird? Diese innere Abtötung werden wir uns dadurch erwerben, daß wir, wie gesagt, allmählich uns gewöhnen, unserem Willen und Begehren auch in geringen Dingen entgegenzuhandeln, bis wir endlich den Leib dem Geiste ganz unterworfen haben.
